
Als Open-Source-Plattform soll Bada mehr Entwickler als bisher anziehen und möglicherweise auch andere Android-Hersteller.
Bada, das Samsung-eigene Handybetriebssystem, soll im nächsten Jahr in eine Open-Source-Plattform umgewandelt werden. Damit will sich Samsung aus einer Zwickmühle befreien: Einerseits wird Google, dessen Android-Betriebssystem von den allermeisten Samsung-Handys und -Tablets verwendet wird, durch die Übernahme von Motorola zu einem Konkurrenten Samsungs. Andererseits bekriegen sich Samsung und Apple in zwei Dutzend Prozessen wechselseitig wegen Patentrechts- und Designverletzungen.
"Googorola"
Als Open-Source-Plattform soll Bada mehr Entwickler als bisher anziehen und möglicherweise auch andere Android-Hersteller, die sich durch "Googorola" bedroht fühlen, berichtet das Wall Street Journal. Hingegen soll Samsung weiterhin kein Interesse daran haben, das von Hewlett-Packard aufgegebene, von Palm gekaufte WebOS zu übernehmen. Bada spielt derzeit mit einem Anteil von unter zwei Prozent (laut Gartner) keine nennenswerte Rolle am Handymarkt. Android ist hingegen mit rund 43 Prozent in der Pole-Position und besetzt, auch bei Samsung, dabei auch das Topsegment bei Smartphones. Das 2009 herausgebrachte Bada wird hingegen vor allem auf billigeren Geräten verwendet.
Einsatz
Bada soll künftig nicht nur als Handyplattform, sondern auch für Tablets und SmartTV - mit Internet verbundene, appfähige Fernseher - geeignet sein.
Schwieriges Unterfangen
Samsung verspricht sich von der Stärkung einer eigenen Software sein starkes Wachstum bei Smartphones und Tablets aufrechtzuerhalten. Die Positionierung Badas auf einem größeren Markt ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. Nokia scheiterte vor einigen Jahren daran, sein Symbian-Betriebssystem in einen offenen Standard zu verwandeln, und vollzieht derzeit einen vollständigen Schwenk zu Windows. Für Android-Hersteller wie HTC oder Sony Ericsson wiederum ist die Aussicht, ein Samsung-Betriebssystem zu verwenden, kaum verlockender, als mit Motorola im Besitz von Google zu konkurrieren.
US-Markt ist relevant
Dazu kommt, dass Bada nur erfolgreich sein kann, wenn es gelingt, im US-Markt und bei den dortigen Konsumenten und Entwicklern Fuß zu fassen. Nokia ist dies nie gelungen, und selbst das im PC-Bereich mächtige Microsoft liegt bei Windows-Handys weit abgeschlagen hinter Apple, Google und Blackberry.
Samsung ist, nach Umsatz, der weltgrößte Produzent elektronischer Hardware. Die Palette reicht von Handys, Kameras und PCs bis zu LCD-Panels, Speichern und Prozessoren. (spu, DERSTANDARD/Printausgabe, 21.09.2011)