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Warten diese Gondoliere schon auf den Auszug des jungen Mannes?

Foto: Reuters/Bianchi

Rom - Weil ihr 41-jähriger Sohn das Familienhaus nicht verlassen wollte, hat ein verzweifeltes Elternpaar in Venedig die Hilfe des Rechtsanwalts eines Konsumentenschutzverbands aufgesucht, um den Spross aus der Wohnung zu treiben. Der Mann lebe mit seinen Eltern, obwohl er einem sicheren und gut bezahlten Job nachgehe.

Trotz wiederholter Appelle der Eltern, sich eine eigene Wohnung zu suchen, weigere er sich, das Elternhaus zu verlassen. Außerdem sei sein Verhalten gegenüber den Eltern aggressiv und respektlos. Der Rechtsanwalt des Konsumentenschutzverbands Adico von Mestre rief in einem Schreiben den Mann auf, in zehn Tagen das Elternhaus zu verlassen. Ansonsten soll das Gericht von Venedig eingeschaltet werden.

"Ungesundes Verhältnis"

"Hunderte Familien haben ein ungesundes Verhältnis zu ihren erwachsenen Kindern, die das Elternhaus nicht verlassen und oft die alten Eltern mit zunehmenden Forderungen belasten", sagte der Anwalt.

Unter dem Druck der Wirtschaftskrise, der zunehmenden Arbeitslosigkeit und der hohen Mieten wächst in Italien die ohnehin schon große Masse an Erwachsenen, die noch bei den Eltern leben, weiter an. Das Phänomen der "Mammoni", der Muttersöhne, ist in Italien Gegenstand lebhafter Diskussionen. Auch viele junge Frauen sind "Nesthockerinnen", obwohl sie längst finanziell selbstständig sind.

Problem für das Land

Die "Nesthocker-Generation" sei ein Problem für die Entwicklung des Landes, warnen Demografen. Nicht nur Probleme bei der Suche nach Arbeit und einer Wohnung erschweren die Trennung von den Eltern. Auch kulturelle Faktoren spielen eine Rolle.

Auch unter den beschäftigten Jugendlichen sei die Lage nicht rosig, da fast die Hälfte der Italiener zwischen 15 und 34 einen Beruf ausübt, der unter dem Niveau ihrer Ausbildung liegt. "Italien droht der Verlust einer ganzen Generation. Die Jugendlichen leiden am meisten unter der Krise", warnte die Soziologin Chiara Saraceno. (APA)