Brüssel - Der Euro-Rettungsschirm EFSF und sein ab 2013 geltender Nachfolger ESM müssten nach Ansicht des Finanzexperten Daniel Gros vom Brüsseler Centre for European Policy Studies über 4.000 Milliarden Euro verfügen, um mit negativen Szenarien zurande zu kommen. In der "Financial Times" vom Mittwoch hieß es, dass sich der EFSF von einem zeitlich begrenzten Hilfsfonds für kleinere Euro-Länder zu einer universellen Feuerwehr entwickelt habe, um große Banken und die größeren Wirtschaften der Eurozone wie Italien und Spanien zu unterstützen.
Damit der Rettungsfonds auch tatsächlich Notkredite im vollen Umfang von 440 Milliarden Euro vergeben und sich dafür günstig Geld borgen kann, wird der Garantierahmen nun auf 780 Mrd. Euro aufgestockt. Die Euro-Staaten sollen bis Ende September die Ratifizierungen abgeschlossen haben.
Beim EU-Finanzministertreffen vergangenes Wochenende im polnischen Wroclaw hatte der eingeladene US-Ressortchef Timothy Geithner die Europäer aufgefordert, mehr Geld beim EFSF zur Lösung der Euro-Schuldenkrise in die Hand zu nehmen. Sollten auch noch Italien oder Spanien Hilfen benötigen, reiche das Geld nicht. Dies Forderung Geithners wurde von der Euro-Gruppe aber abgelehnt. Zuletzt wurde Italien von der Ratingagentur "Standard&Poors" heruntergestuft.
Gros hatte im August im ORF erklärt, der EFSF müsste rasch umgesetzt, aber nicht noch einmal ausgeweitet werden. Dann könnte auch der Rettungsschirm selbst Staatsanleihen aufkaufen und nicht nur die Europäische Zentralbank (EZB). Den Erwerb italienischer Staatsanleihen durch die EZB befürwortet der Experte. Im Falle Griechenlands sei das aber "ein Fehler" gewesen, denn man habe von vornherein gewusst, dass es Griechenland nicht schaffen werde, seine Staatsfinanzen unter Kontrolle zu bringen. (APA)