Kai Bald, Quentin George, Mark Holden, Christoph Schuh, Lisa Utzenschneider.
"Der Klick ist immer noch die wichtigste Währung im Netz", bemängelte Christoph Schuh, Vorstand von Tomorrow Focus, sofort zu Beginn der Session "The digital Shape of today's Marketing". Das Internet werde nach wie vor als Perfomance-Channel genutzt anstatt als Branding-Channel.
75 Milliarden Dollar fließen jährlich in Online-Werbung, das sind 15 Prozent des Gesamtbudgets. 15 Milliarden entfallen auf Suchmaschinenmarketing, 22 Milliarden auf Display und den Rest teilen sich Affiliate und andere Marketingfelder auf. Diese Verhältnisse müssten seiner Meinung nach geändert werden und er habe deshalb eine Initiative gestartet, um einen Wandel in die Klick-Performance-Denke zu bringen.
Audience Extensions in Deutschland
Lisa Utzschneider, Vice President Global Advertising Sales bei Amazon, unterstützte Schuh in seinem Vorstoß und bekräftigte seine Initiative insofern, als sie am Beispiel Amazon zeigte, dass dort der Klick seine Bedeutung schon längst eingebüßt hätte und stattdessen die Wertigkeit des "View-through" im Steigflug begriffen sei. Auch sei man in ihrem Unternehmen von der Idee einer groß angelegten Kampagne abgekommen. Stattdessen wurden zum Superbowl 31 Kampagnen gelauncht und auf ihre Werbewirkung untersucht.
Dieses Beispiel führte sofort zum daraufhin diskussionsbeherrschenden Thema Targeting über, dessen Resultate von Utzschneider mehr als euphorisch geschildert wurden. Im Zuge dessen gab die Amazon-Vertreterin auch den heutigen Launch von "Audience Extensions" für Deutschland bekannt. Gemeint ist damit das Tracking der User über die Grenzen von Amazon hinaus.
Auslaufmodell "Werbefriedhof"
Kai Bald, Director und Global Head of db-X Marketing bei der Deutschen Bank, brachte einen weiteren wichtigen Punkt aufs Tablett. Marketing heutzutage brauche die Medien nicht mehr zwangsläufig, jeder hätte inzwischen die Möglichkeit, seinen eigenen Channel zu kreieren. Die Unabhängigkeit sei natürlich noch nicht ganz gegeben, aber die Chance, als Marke nicht auf einem von den Medien künstlich geschaffenen "Ad-Cemetary" zu landen, sei größer geworden.
Augumented Reality als neues Google
Mark Holden, Global Planning and Strategy Director bei PHD Worldwide, konnte aus seinem heute erschienen Buch "2016: Beyond the Horizon" berichten. Seine wichtigste Message betraf den Stellenwert von Augmented Reality in fünf Jahren. Diese Spielart, Informationen aus dem Internet als zusätzliche Ebene über die Realität zu legen, werde in fünf Jahren zum neuen Google geworden sein, prophezeite der Autor mit dem Nachsatz: "Wenn Google bis dahin nicht schon alles Relevante in diesem Bereich akquiriert haben wird."
Weiters würden sich höchstwahrscheinlich die Mediaagenturen in zwei unterschiedliche Ausrichtungen aufspalten: einerseits in Richtung Software, andererseits in Richtung Account Management. (tara/derStandard.at, 22.9.2011