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Tony Martin (26) raste mit durchschnittlich 51,8 km/h zu seinem ersten Weltmeistertitel.

Foto: EPA/KELD NAVNTOFT

Kopenhagen/Wien - Im Gegensatz zum Strampeln gegen die Uhr, das Martin klar vor dem Briten Bradley Wiggins und dem Schweizer Titelverteidiger Fabian Cancellara für sich entschied, kommt der WM-Höhepunkt, das Eliterennen über 266 Kilometer am Sonntag, nicht ohne Österreich aus. Sprinter Bernhard Eisel ist aufgrund des Streckenprofils der Hoffnungsträger. In den Dienst des Steirers stellen sich die Tiroler Stefan Denifl und Thomas Rohregger.

Letzterer sollte umständehalber eigentlich für sich selbst glänzen. Sein Sattel für die neue Saison ist gefährdet, weil sich der luxemburgische Arbeitgeber Leopard-Trek mit RadioShack zu einem Megateam namens RadioShack-Nissan-Trek fusioniert. Das Nutzen der Synergien bedeutet vorerst wie üblich Stellenabbau, mehr als 30 Profis wird die neue Mannschaft nicht umfassen. Denifls Neoprofivertrag ist noch ein Jahr aufrecht. Flavio Becca, Mitbesitzer von Leopard Trek, hat dagegen schon angekündigt, dass Rohreggers auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Der Profi selbst spricht von einer aus dem Zusammenhang gerissenen Meldung und vertraut auf die Kontakte von Tony Rominger. Die Schweizer Radsportlegende hatte Rohregger bei Lepard Trek untergebracht.

Es gebe sportliche Möglichkeiten für die neue Saison, allerdings räumt Rohregger ein, dass der Abschluss seines Wirtschaftsstudiums auch eine Möglichkeit wäre. Sportliche Argumente für eine Weiterbeschäftigung hätte der Bergspezialist, der 2008 die Österreich-Rundfahrt gewann, genug. So hat er etwa das Mannschaftszeitfahren der jüngsten Vuelta für Leopard Trek mitentschieden und in der Gesamtwertung schließlich Platz 28 belegt.

"Registriert wurde das in der Öffentlichkeit kaum", ärgert sich der 28-jährige Innsbrucker, dem dafür große Aufmerksamkeit zuteilwurde, nachdem sein Teamkollege und Freund Wouter Weylandt während der dritte Etappe des Giro d'Italia zu Tode gestürzt war. Das Unglück des Belgiers traf Rohregger schwer, "mittelfristig ist das jetzt besser geworden, aber langfristig wird das immer wieder kommen." Psychologische Hilfe bekam Rohregger vom Teamarzt und von seinem privaten Mentalbetreuer, "mit dem ich schon lange zusammenarbeite. Den Namen sag ich aber nicht."

Rohregger ist es ein Trost, dass er einen lächelnden Teamkollegen in Erinnerung hat ("Auf der Straße liegen habe ich Wouter Gottseidank nicht gesehen"). Und dass Weylandts Freundin An-Sophie De Graeve am 1. September eine Tochter zur Welt brachte. (Sigi Lützow, DER STANDARD, Printausgabe, 22.9.2011)