Die jetzt vom neuen Uniqa-Chef Andreas Brandstetter eingeleitete Umstrukturierung des Konzerns war längst fällig. Der aus einer Vielzahl von Versicherungen entstandene Riese ist zu einem trägen Koloss geworden, bei dem keine Strategie erkennbar war. Während die Wiener Städtische ihren Fokus klar auf Osteuropa legte, expandierte die Uniqa sowohl in den Osten als auch in den Westen - ohne nennenswerte Marktanteile zu gewinnen. Niemand wusste, wofür die Uniqa steht.
Das kommt bei Investoren ganz schlecht an. Genau diese muss Brandstetter aber überzeugen, um deren Geld für eine Kapitalerhöhung zu bekommen, die das künftige Wachstum finanzieren soll. Daher bleibt nicht viel Zeit, die Probleme anzugehen: Konzentration auf das Kerngeschäft und Reduktion des aufgeblähten Verwaltungsbereichs. Harte Einschnitte erwarten nicht nur die Mitarbeiter, auch bei den vermutlich nicht immer freiwillig angehäuften Beteiligungen wird der Rotstift notwendig sein.
Die künftigen Geldgeber werden wissen wollen, warum die Uniqa unprofitable Beteiligungen - auch solche aus der Raiffeisen-Gruppe - hält, die bestenfalls unter Liebhaberei durchgehen. Anders als sein Vorgänger hat der neue Versicherungsboss Rückhalt im Raiffeisen-Sektor - und er vermittelt glaubhaft jene Kompetenz, Dinge zu ändern, die notwendig ist, um am Markt wieder als Versicherung und nicht als Bauchladen wahrgenommen zu werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.9.2011)