Braunau - Schon die Titel der ersten und der diesjährigen Braunauer Zeitgeschichtetage erklären, warum deren wissenschaftlicher Leiter Andreas Maislinger nach 20 Jahren eine positive Bilanz zieht. Setzte man sich 1992 noch mit der NS-Vergangenheit als Unerwünschtes Erbe auseinander, so lautet der Titel der Veranstaltung dieses Wochenende Schwieriges Erbe. Den "Unterschied" zu den Anfängen sieht der Historiker darin, dass sich heute viele Gedenkorte "ihrer Geschichte stellen".
Diese Entwicklung sei an der Stadt Berchtesgaden zu beobachten. Vor 20 Jahren war sie nicht bereit, sich in Braunau der Auseinandersetzung mit "ihrem" Obersalzberg zu stellen. An diesem Freitag wird Bürgermeister Franz Rasp kommen.
Im Gegensatz zu Hitlers Geburtshaus ist der Obersalzberg eine Pilgerstätte für Alt- und Neonazis geworden, ebenso wie die Geburtshäuser von Mussolini in Predappio (Italien) und von Stalin in Gori (Georgien). Auch aus diesen Orten haben sich Vertreter in Braunau angemeldet.
Stargast wird aber der zweifache Oscarpreisträger Branko Lustig (Schindlers Liste, Gladiator) sein. Er unterstützt Maislingers Projekt, aus Hitlers Geburtshaus ein "Haus der Verantwortung" zu machen. (ker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. September 2011)