Die OMV sieht in der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Ottokraftstoffen und Mitteldestillaten kein tragfähiges Geschäftsmodell und will sich zurückziehen. Die Margen seien niedrig, der schrumpfende Treibstoffabsatz bei vorhandenen Raffinerie-Überkapazitäten in Europa ließ auch keine nachhaltige Entspannung erwarten.

OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss will, wie er am Donnerstag bei der detaillierten Präsentation der neuen Unternehmensstrategie für die nächsten zehn Jahre in Istanbul sagte, nur an Raffineriestandorten mit angeschlossener Petrochemie (Schwechat, Burghausen) festhalten. Diese garantierten eine höhere Wertschöpfung. Auch die Raffinerie Petrobrazi in Rumänien, wo zuletzt hunderte Millionen Euro investiert wurden, sei ein Asset, an dem man festhalten wolle.

Verkauft wird demnach der 45-Prozent-Anteil an Bayernoil, die die OMV 2003 erworben hat. Verkäufer war BP Deutschland. "Kein Kommentar", sagte Roiss auf die Frage, ob Bayernoil verkauft werde. "Rechnen Sie sich's aus."

Insgesamt will die OMV bis 2014 durch Verkäufe von Raffineriebeteiligungen und Tankstellen im Ausland eine Mrd. Euro erlösen. Unter Beobachtung stehen insbesondere kleinere Märkte, wo die Zapfsäulen aufgrund der Entfernung nicht von eigenen Raffinerien versorgt werden können wie beispielsweise in Bosnien, Serbien, Kroatien oder Bulgarien.

Mit rund 4700 Tankstellen (inklusive Petrol Ofisi in der Türkei und Petrom in Rumänien) ist die OMV Marktführer in Mitteleuropa. In Österreich wird das rund 400 Stationen umfassende OMV-Netz neu ausgerichtet: (billigere) Automatentankstellen sollen unter der Marke Avanti ebenso ausgebaut werden wie die Prämiumschiene mit den Viva-Märkten. Alles, was dazwischenliege, habe keine Zukunft, sagte Roiss.

Deutlich erhöhen möchte Roiss nicht zuletzt mittels Zukäufen die Eigenförderung von Öl und Gas. Statt derzeit knapp 300.000 Fass (159 Liter) Öläquivalent pro Tag sollen es 2016 schon 350.000 Fass Öläquivalent sein. Die Strategie 2021 beinhaltet insbesondere einen starken Ausbau des Gasgeschäfts. Die Realisierungschancen der Pipeline Nabucco sieht Roiss "bei 100 Prozent". Künftig möchte man auch Gas in der kaspischen Region fördern. (Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.9.2011)