1350 Mitarbeiter zählt das Outlet-Center Parndorf, 200 Arbeitsplätze kamen jüngst dazu. Das echte Dorf nebenan versucht Menschen aus 35 Nationen zu vereinen.

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Wien - Er sei in einer sehr glücklichen Lage, und die Alternative da- zu wolle er sich erst gar nicht ausmalen, sagt Wolfgang Kovacs. Das nämlich seien kleine Dörfchen, in denen der letzte Wirt zusperre, die letzte Volksschule schon lange geschlossen sei, ebenso wie die letzten Nahversorger. "Da ist mir der Parndorfer Weg weitaus lieber."

Bis zu 150 Menschen ziehen jedes Jahr in die Gemeinde im Burgenland, rechnet ihr Bürgermeister vor. 2500 Einwohner zählte er vor 15 Jahren, 4500 seien es mittlerweile, und an die 7000 könnten es in zwanzig Jahren sein. Vermessen sei es, Parndorf als reich zu bezeichnen, große Budgets und hervorragende Einnahmen habe man aber zweifelsohne, versichert Kovacs. Um im selben Atemzug hohe Infrastrukturausgaben zu zitieren.

Vor kurzem sei die Volksschule erweitert worden, bald stehe der Kindergarten-Ausbau an. Die zugleich angepeilten Projekte reichten vom neuen Gemeindeamt bis zur Veranstaltungshalle. Mit der Zuwanderung nehme schließlich auch das Vereinsleben zu.

Dass es nicht ganz einfach sei, die Interessen von Menschen aus gut 35 Nationen unter ein Dach zu bringen, räumt Kovacs ein. Auch, dass Alteingesessene mitunter mit dem Bauboom nicht ganz zurande kämen. Gemischte Gefühle lägen auf der Hand. "Wir sind halt kein kleines verträumtes Dorf mehr."

Dafür gesorgt hat die vom europäischen Designer-Outlet-Betreiber McArthurGlen nebenan hochgezogene Einkaufsstadt. Die vierte Ausbaustufe hat das Center mit einer Investition von 30 Millionen Euro eben absolviert - kritisch beäugt von Raumplanern und traditionellen Einzelhändlern. Erstere warnen vor den Folgen unkontrollierter Zersiedelung, die Riesenprojekte auf der grünen Wiese provozieren. Zweitere fürchten vielmehr die harte Konkurrenz: Umgehen Hersteller mit den Factory-Outlets doch klassische Vertriebskanäle, und das mit Diskontpreisen. Entsprechend restriktiv wird in den Ländern daher mittlerweile genehmigt. Über viele Jahre zögen sich diese Prozesse in der Regel, was für weitere Entwicklungen generell hinderlich sei, sagt Thomas Immelmann, als Country-Manager von McArthurGlen fürs Österreich-Geschäft zuständig.

Weitere Expansion hierzulande sei derzeit nicht geplant, er schließe sie aber auch nicht aus, ergänzt Henrik Madsen, Direktor des Konzerns für Nordeuropa. Zumal man mit der Entwicklung hier sehr zufrieden sei. Zweistellig stiegen die Umsätze, von einer krisenbedingten Konsumzurückhaltung spürten die zwei Outletcenter in Parndorf und Salzburg nichts.

"Langer Atem"

Klar seien ein langer Atem und Hartnäckigkeit gefragt. Bis solche Projekte anliefen brauche es fünf Jahre. Mit der bestehenden Ladenöffnung könne man im übrigen gut leben. Er habe nicht vor, sich in die Debatten um offene Sonntage einzumischen, sagt Madsen.

International konzentriert sich McArthurGlen weiter auf Westeuropa. Zwanzig Standorte sind unter seinem Dach, neu gebaut wird derzeit in Deutschland und Frankreich. Den Schritt nach Griechenland bereue man nicht. Allein Osteuropa ist aus der Expansion nach wie vor ausgeklammert.

Parndorf wurde nun um zwanzig neue Läden erweitert. Die zusätzliche Fläche sei zu 90 Prozent vergeben. Zu den bisherigen 1150 Arbeitsplätzen kommen 200 hinzu. Mitbewerber freilich auch: mit bis zu 500 weiteren Jobs. Im Frühjahr soll vis-à-vis ein Einkaufszentrum mit 50 Geschäften eröffnen. Ein drittes Projekt ist laut Kovacs in der Pipeline: "Alle Bewilligungen sind da." Dass sich andere an sein Center dranhängten, sagt Madsen, sehe er als Kompliment. (Verena Kainrath, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.9.2011)