Salzburg - Innovative Materialien auf meist keramischer Basis, die Strom ohne messbaren Widerstand leiten, könnten das Energiesystem in den kommenden Jahren revolutionieren. "Es gibt derzeit viele spannende Konzepte und Pilotprojekte", sagte der Physik-Nobelpreisträger Johannes Bednorz am Mittwochabend bei einem Vortrag in Salzburg über Hochtemperatursupraleiter.

Ein Viertel Jahrhundert nach der Entdeckung sei man startklar für die Anwendung der Materialien in der Praxis. Für Bednorz, der gemeinsam mit seinem Kollegen Karl Alexander Müller 1987 für die Entwicklung eines Supraleiters den Nobelpreis für Physik erhalten hat, handelt es sich dabei um die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Supraleiter seien angesichts eines stark steigenden Energiebedarfs die einzige Antwort für eine sichere, umweltfreundliche und effiziente Energieversorgung.

China hat die Nase vorne

China habe dabei derzeit die Nase vorn. In Kürze gehe in der Provinz Henan ein Hochspannungskabel auf Basis eines Supraleiters in Betrieb. Im Nordwesten Chinas ist eine Stromverteilerstation in Betrieb, in der ausschließlich supraleitende Komponenten eingesetzt werden. In Deutschland sei seit dem vergangenen Jahr in einem Wasserkraftwerk eine Supraleiter-Turbine im Einsatz. Das führe zu einem um mehr als ein Drittel höheren Energieertrag gegenüber herkömmlichen Turbinen. Windgeneratoren auf Supraleiter-Basis seien leichter und wesentlich kleiner als "normale" Generatoren. Das spare ein Drittel der Kosten, sagte Bednorz. Supraleiter-Kabel wären bei der Stromübertragung wesentlich energieeffizienter und schonten das Landschaftsbild.

Noch sei die Technologie für eine großflächige Anwendung zu teuer. Doch langfristig führe an den Supraleitern im Energiesystem kein Weg vorbei, ist der Nobelpreisträger überzeugt. (red/APA)