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Silvio Berlusconi mag Scherze. Nicht jeder kann darüber auch lachen.

Foto: APA/EPA/Ferrari

Rom - Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi relativiert seine Macho-Protzerei. Hatte der Premier in einem abgehörten Telefongespräch mit dem skandalumwitterten Unternehmer Gianpaolo Tarantini damit geprahlt, in einer Nacht Sex mit acht jungen Frauen gehabt zu haben, so spielte er am Donnerstag seine Manneskraft herunter. "Sie wissen, wie ich bin, ich mag Scherze", sagte der Premier im Gespräch mit Journalisten in der Abgeordnetenkammer.

Laut den Mitschnitten hatte Berlusconi im Gespräch mit Tarantini behauptet, dass die jungen Frauen Schlange bei ihm stehen würden, um die Nacht mit ihm zu verbringen: "Es waren elf, aber ich habe es nur mit acht von ihnen geschafft, dann konnte ich nicht mehr." Zudem habe er zu einer Besucherin seiner Partys gesagt: "In meiner Freizeit bin ich Regierungschef." "Ich bin kein Premier in der Freizeit. Ich bin mit meinem Job als Premier so beschäftigt, dass ich lediglich vier Stunden pro Nacht schlafen kann", sagte Berlusconi am Donnerstag.

Prostituierte in Regierungsflugzeugen

Der Premier protestierte wegen der Lauschangriffe, denen er von den ermittelnden Justizbehörden unterzogen worden sei. Er forderte erneut ein Gesetz, um Telefonabhörungen einzuschränken. Neue Enthüllungen aus abgehörten Telefonaten hatten Berlusconi am vergangenen Wochenende unter Druck gesetzt. Demnach soll der italienische Ministerpräsident Prostituierte in Regierungsflugzeugen zu seinen Privatpartys eingeflogen haben.

Die Telefonate wurden 2009 im Zuge von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bari zu einer Prostitutionsaffäre abgehört. Tarantini soll gemeinsam mit sieben weiteren Verdächtigen Dutzende junge Frauen für Berlusconis Partys angeheuert und sie für Sex mit dem Premier bezahlt haben, um sich Einfluss und lukrative Aufträge zu sichern.

Tarantini und seine Frau wurden Anfang September unter Erpressungsverdacht verhaftet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Neapel soll Tarantini 850.000 Euro von Berlusconi erhalten haben, damit er bei Vernehmungen sagt, der Ministerpräsident habe nicht gewusst, dass einige weibliche Gäste seiner Feste bezahlte Callgirls gewesen seien. (APA)