Spielt in "Bloodshot" eine Menge dubioser Gestalten: Simon Slater.

Foto: English Theatre

Wien - Das Vienna's English Theatre eröffnete seine Spielzeit mit einer spritzigen Detektivgeschichte. Mit nur einem Schauspieler gelingt es Regisseur Patrick Sandford, den 1950er-Jahre-Krimi um einen Fotografen, der unfreiwillig zum Zeugen eines Mordes wird, spannend zu inszenieren. Bloodshot des US-amerikanischen Schriftstellers Douglas Post wurde dem britischen Performer Simon Slater auf dem Leib geschrieben. Der Schauspieler, Musiker und Zauberer schlüpft in diverse Rollen und schafft es, über zwei Aufführungsstunden hindurch die Spannung zu halten.

In erster Linie verkörpert er den Fotografen Derek Eveleigh, eine traurige Figur, der seine tragischen Erfahrungen als ehemaliger Polizeifotograf nur mit einer täglichen Dosis Hochprozentigem verdrängen kann. Gerade rechtzeitig erhält er einen geheimnisvollen Auftrag, er soll im (damaligen) Immigrantenstadtteil Notting Hill eine junge Frau beschatten und fotografieren. Der Auftraggeber bleibt anonym und zahlt im Voraus. Eveleigh lässt sich auf den Job ein und wird dabei zum unfreiwilligen Ermittler in einem Mordfall.

Die dubiosen Gestalten, auf die er trifft, spielt Slater alle selbst. Brillant wechselt er zwischen den Figuren und ihren jeweiligen Instrumenten, Akzenten, teilweise sogar Sprachen. Wenn Slater als irischer Komiker dann auch noch die Mokolele auspackt, ist der Höhepunkt der kleinen Stand-up-Comedian-Show im ansonsten ernsten Stück erreicht. Eine gelungene Inszenierung, die mit Humor nicht nur einen spannenden Kriminalgeschichte erzählt, sondern auch die gesellschaftlichen Umbrüche im London der 1950er Jahre beleuchtet. Die Produktion von "The Nuffield Theatre Southampton" ist bis 22. Oktober zu Gast im Vienna's English Theatre. (Elisa Weingartner, DER STANDARD - Printausgabe, 23. September 2011)