
Lange Tracks, tranceartige Wiederholungen und komplexe
Improvisationen: Ken Vandermark, Paal Nilssen-Love, Andy Moor, Terrie
Ex.
Salzburg / St. Johann in Tirol - Mit Sicherheit gehört Ken Vandermark zu den umtriebigsten und produktivsten Musikern der Welt, zu den unzähligen Projekten und Bands, an denen der 47-jährige US-Saxofonist und Klarinettist beteiligt ist, zählen etwa The Vandermark 5, Powerhouse Sound, The Frame Quartet, DKV Trio, The Territory Band, Spaceways Inc. oder das Peter Brötzmann Chicago Tentet.
Dazu spielte er bei den Indierockern Superchunk sowie der Krach-Combo The Flying Luttenbachers. Seit 1989 lebt Vandermark in Chicago, wo sich die Szenen mischen, Noise- und Postrock mit Elektro- und Jazztendenzen haben bei den lokalen Labels Thrill Jockey oder Atavistic eine Heimat. Geprägt ist Vandermarks treibend-explosives Spiel vor allem von Ornette Coleman und der deutschen Freejazz-Legende Peter Brötzmann.
Darüber hinaus hält es Vandermark in punkto stilistischer Offenheit mit Miles Davis: In den Kompositionen hallen P-Funk-, Rock- oder Reggae-Elemente nach. Gern musiziert Vandermark mit dem norwegischen Schlagzeuger Paal Nilssen-Love, der auch zu "Lean Left" gehört, einem relativ neuen Vandermark-Projekt, an dem noch die beiden Gitarristen Andy Moor and Terrie Ex von der holländischen Ethnopunk- und Freistil-Lärmcombo The Ex beteiligt sind.
Auf dem bislang einzigen Lean-Left-Album The Ex Guitars meets Nilssen-Love/Vandermark Duo Volume 1 schafft das Quartett in langen Tracks eine intensive Melange aus tranceartigen Wiederholungen und komplexen Improvisationen.
Vandermark grüßt John Coltrane und Albert Ayler, die Gitarristen sorgen für lautstarke Feedbackorgien, bearbeiten die Saiten schon mal mit Drumsticks; Schlagzeuger Nilssen-Love verbindet Rockdynamik mit Polyrhythmik. Eine Empfehlung. (dog, DER STANDARD - Printausgabe, 23. September 2011)