Roy de Roy - Das ist Balkanmusik vom Feinsten. Die Wiener Gruppe besteht zum größten Teil aus in die Bundeshauptstadt emigrierten Kärntner Slowenen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass kaum eine Band Österreichs dieses gewisse "Ex-Yu-Feeling" so leichtfüßig und voll jugendlicher Freude transportieren kann.
Roy de Roy ist gerade am Ende einer anstrengenden Tour durch ganz Europa angelangt. Bespielt wurden Clubs und Festivals in Würzburg, Luzern, Paris, London, Köln, Braunschweig und Nürnberg.
Getourt wird noch im echten "Rock'n'roll" Stil. Was heißt: ein rauchender, ausrangierter Tourbus, Hotels, die dieses Namens nicht würdig sind und hie und da eine Wurstsemmel und ein Bier. Aber darum geht es den Rockjunkies nicht. Es ist das Feeling, auf der Bühne zu stehen und mit ihrer Musik ein Statement abzugeben, das sie von Auftritt zu Auftritt treibt.
Roy de Roy singt gegen Nationalismen und faschistoide Auswüchse an, und dabei bietet sich die von der Band so geliebte Balkanmusik geradezu an. Nach dem Krieg müsse Europa nun beweisen, dass Völker in Vielfalt geeint werden können.
Vor allem ihr durchwegs junges Publikum will Roy de Roy aus den Polstersesseln reißen und animieren, ein Dorn in der Ferse der Mächtigen zu sein. Zum besten Publikum auf ihrer Tour kürte Roy de Roy diesmal London. Hier sei Diversität nicht nur ein Slogan, sonder gelebter Alltag. Heute gastiert die Band in ihrer Urheimat.
Im Epizentrum des Kärntner Slowenentums, wie Leadsänger Niko Grilc erklärt, wird das Publikum auf dieser Tour erstmals die Texte wirklich verstehen. In Zell Pfarre/Sele fara soll so zum letzten Mal der Sommer wachgeküsst werden.
Dieses wohl schönste und eigenartigste Bergdorf Südkärntens ist voll von weiblichen Fans von Roy de Roy, die allesamt Fußball und Theater spielen, im örtlichen Chor singen und zumindest einen Magistratitel vorweisen können. (szg, DER STANDARD - Printausgabe, 23. September 2011)