Die Österreichische Mineralölverwaltung ÖMV ist Geschichte. "Österreicher mit Verantwortung" - auch das ist passé. Seit dem Switch von ÖMV zu OMV steht Österreichs größter Industriekonzern für nichts mehr. OMV ist ein Kunstbegriff - war das zumindest bisher. Seit Vorliegen der Strategie 2021, die unter dem neuen Konzernchef Gerhard Roiss ausgearbeitet wurde, lässt sich auch dieses Kürzel deuten: OMV - "Ohne mehr Vision".

Die OMV kehrt zu ihren Wurzeln zurück und lässt den Anspruch, ein Energiekonzern zu sein, der auch Erneuerbare im Portfolio hat, sausen. Im Fokus steht mehr denn je Öl, vor allem aber Gas. Nabucco als Verbindung zwischen dem kaspischen Raum und Mitteleuropa ist der zentrale Pfeiler dabei. Kommt die Pipeline nicht, weil sich Russen das Gas krallen, kracht auch die Strategie der OMV. Diese möchte selbst Gas in der Region fördern und dorthin bringen, wo der größte Reibach zu machen ist: nach Europa.

Ganz auf Erneuerbare verzichtet die OMV freilich nicht. Geothermie sei ein Thema, auch biogene Treibstoffe und Wasserstoff. Das liegt für die OMV aber weit weg. Lieber setzt man auf Gas und verkauft das als Beitrag zur Energiewende. Schließlich könnten Wind- und Solarparks nur expandieren, wenn genügend Gaskraftwerke Ausfälle abfederten. Dass sich gerade in Sachen Energiespeicherung weltweit zurzeit Enormes tut, lässt die Strategie unberücksichtigt. Visionen sehen anders aus. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.9.2011)