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Mahmud Abbas hat einen gewissen Ruf: "Sie glauben mir bestimmt nicht", sagte der für seine nicht wahrgemachten Rücktrittsdrohungen berühmte Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde vor einer Woche im TV. Er hatte angekündigt, dass er am Freitag im Uno-Sicherheitsrat den Antrag auf Vollmitgliedschaft des Staates Palästina stellen werde, und wenn die Welt in Stücke fällt - beziehungsweise die USA böse werden.

Den Antrag stellt Abbas tatsächlich - aber damit hat es sich erst einmal. Die Palästinenser "geben dem Sicherheitsrat Zeit", wie die Sprachregelung lautet, und werden auch nicht gleich in die Uno-Generalversammlung weitermarschieren, um dort wenigstens eine Aufwertung zum Beobachterstaat zu bekommen. Ist das nun ein Umfaller? Manche Palästinenser, die für Freitag den Beginn einer neuen Ära erwartet haben, werden es wohl so sehen.

Den Hype, der jetzt zusammenbricht, hat Abbas selbst erzeugt - immerhin mit dem Effekt, dass der Palästinenserstaat wieder internationales politisches Thema ist. Sollte der Antrag jedoch im Sicherheitsrat verschimmeln, ist Abbas wohl endgültig politisch erledigt. Dann sieht es mit dem Vermächtnis nicht gut aus: In seine Zeit fällt die Spaltung der Palästinenser, die sich auch territorial ausdrückt. Neue Versöhnungsversuche stecken wieder einmal fest.

Abbas, nach seinem verunglückten ältesten Sohn Abu Mazen genannt, wurde 1935 auf dem Gebiet des heutigen Israel geboren. Seine Familie flüchtete nach Syrien. Der junge Abbas war zuerst Volksschullehrer, studierte dann Jus in Damaskus und Moskau, wo er mit einer Arbeit über den Zionismus promovierte. Wie viele andere Palästinenser arbeitete er danach in den Golfstaaten, wo er auf Yassir Arafat und seine Fatah stieß. Ihm folgte er auf allen Wegen - nach Jordanien, Libanon, Tunesien und im Laufe des Oslo-Friedensprozesses in den Gazastreifen und ins Westjordanland.

Mitte der 1990er wurde Abbas als Vizechef der PLO Stellvertreter Arafats, dessen Regierungsstil ihm damals schon schwer auf die Nerven ging. Im Amt des Ministerpräsidenten, das Arafat 2003 endlich abgerungen wurde, um ein professionelles Regieren zu ermöglichen, hielt Abbas nur ein paar Monate durch. 2005 beerbte er Arafat, dessen charakterliches und physisches Gegenstück er immer darstellte, als Präsident. Heute sind Neuwahlen längst überfällig - genauso wie der palästinensische Staat. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 23.9.2011)