"Das ist ein totaler Schwenk in der Versorgungswirtschaft, denn noch im Vorjahr sahen die Stromfirmen ihre größte Chance in kombinierten Leistungsangeboten", sagt Bernhard Haider von PWC. Auch die Mehrheit der Unternehmensaquisitionen diene dem Ziel einer verstärkten vertikalen Integration. "2002 wurde die Hälfte aller Deals von diesem Strategiewechsel getrieben, auch als Absicherung gegen Markt- und Kreditrisiken", erläuterte Haider.
Große Gewinnmargen
Ein Grund für die Neuorientierung der Geschäftsmodelle liege in der Erkenntnis, dass man beim Netz - einem natürlichen Monopol - die größten Gewinnmargen einfahren könne. Genau deshalb seien die Regulierungsbehörden bestrebt, die von den Stromfirmen angestrebte vertikale Verbandelung so weit wie möglich zu unterbinden. Laut EU-Richtlinie müssen die Energieunternehmen die einzelnen Wertschöpfungsstufen zumindest gesellschaftsrechtlich trennen. Daher sei es nicht verwunderlich, dass die E-Wirtschaft die Regulierung als größtes Bedrohungpotenzial betrachte. Besonders die Umweltauflagen - Stichwort Ökostrom - würden stärker zu Buche schlagen als der Wettbewerbsdruck.