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Foto: dapd

Schön war es heuer wieder in bella Italia. Erholsam, ganz ohne Beinbruch und Raubüberfall. Leider liegt la dolce far niente schon wieder eine halbe Ewigkeit zurück, und es bedarf beachtlicher Mengen N'duja, Vino frizzante und Limoncello, um ein Kalabrien-Feeling zu erzeugen.

Am Montag haben uns die touristisch teils etwas abgewirtschafteten Italiener ziemlich unsanft in den Mezzogiorno zurückkatapultiert. Fürsorglich, wie sie sind, fielen sie auf dem Amtsweg ins Haus. Die Botschaft kam von der MA 6, einer Abteilung des Wiener Rathauses, deren Tätigkeit im Telefonbuch ungefähr so transparent beschrieben ist, wie die Geschäfte der ehrenwerten N'drangheta. Der Brief hatte es in sich, er entpuppte sich als profane Zahlungsaufforderung für eine - erraten - saftige Radarstrafe. Die hatten wir in Rocca Imperiale eingefahren, einem Nest auf des Stiefels Sohle, das sich im Briefkopf der Anonymverfügung frech als "Il Paese dei Limoni e della Poesia" präsentiert.

Wiewohl in einwandfreier deutscher Übersetzung, begehrte die Kommandantur dieser Ortspolizei gänzlich unpoetisch 60 Euro, weil wir am 3. Juni mit 93 km/h unterwegs waren statt mit 90. Dass wir fürs Schnellfahren am gleichen Tag am gleichen Ort zur gleichen Uhrzeit bereits Anfang September 49,50 Euro hingeblättert hatten, machte uns dann doch stutzig. Die Burschen wollen innerhalb der 60 Tage Zahlungsfrist doppelt kassieren! Gelöst hat Comandante Domenico Brunacci das Problem auf Italienisch: Ignorieren Sie das Schreiben der MA 6, und faxen Sie uns den Zahlungsbeleg. Ciao, bello! (Luise Ungerböck/DER STANDARD/Automobil/23.09.2011)