Das polnische Kontingent in Afghanistan benutzt zur Telekommunikation einen Satelliten Yamal-2, der Eigentum des russischen, staatlichen Gaskonzerns Gazprom ist. Dadurch werden strategische, geheime Informationen über Operationen der polnischen Soldaten übertragen, berichtete die polnische Zeitung "Rzeczpospolita" am Freitag. Experten warnen, dass russische Geheimdienste Zugang zu diesen sensiblen Informationen, zum Beispiel über Aktionen der Agenten der polnischen Abwehr und des Nachrichtendienstes, haben können.
"Russische Geheimdienste, die Gazprom kontrollieren, wissen, wo sich die Personen befinden, die das Telefon benutzen. Sie kennen die Frequenz und Zeit der Verbindungen sowie die dazugehörigen Nummern. In einer Kriegsregion können solche Informationen über Leben und Tod der Soldaten entscheiden", erklärte ein hochrangiger Offizier der Agentur für innere Sicherheit (ABW), der anonym bleiben wollte gegenüber der Zeitung.
"Ich würde bei der Übertragung der sensiblen Informationen auf diese Weise vorsichtig sein"
Auch dem ehemaligen ABW-Chef Andrzej Barcikowski zweifelt an der Vertauenswürdigkeit des russischen Satelliten. "Ich würde bei der Übertragung der sensiblen Informationen auf diese Weise vorsichtig sein", so Barcikowski. Ähnlicher Meinung ist der ehemaliger Chef des aufgelösten Militärnachrichtendienstes WSI, General Marek Dukaczewski. "Es wäre besser, wenn der Satellit einem EU- oder NATO-Land gehören würde", sagte Dukaczewski gegenüber "Rzeczpospolita".
Das Verteidigungsministerium in Warschau bagatellisierte die Angelegenheit und erklärte, dass die durch den Gazprom-Satelliten gelieferten Daten durch verschlüsselte Techniken gesichert würden und die Systeme zur Verarbeitung der geheimen Informationen entsprechende Sicherheitszertifikate der ABW hätten. (APA)