Divjak: Die Macht ist wieder einmal mit ihm.

Edlinger: Nein, nicht schon wieder! Vor welcher Sauerei musste die Unschuld vom Kärntner Land den Karlheinzgrasser diesmal in Schutz nehmen? Der KHG hat Griechenland sicher nicht ins Unglück gestürzt, schließlich war er dort nicht einmal auf Urlaub. Und zudem: Der KHG ist ja nicht Gott, bitteschön.

D: Der eh nicht. Aber dafür George Lucas.

E: Mister Hollywood? Was macht denn der eigentlich, außer Milliardär zu sein?

D: Er gibt einen gütigen und strafenden Gott zugleich. Als der Verfasser des Lucasevangeliums Stars Wars zensiert er jetzt nämlich seine eigenen Filme. In der neuen Blue-Ray-Edition will er uns vor der moralischen Willkür des Lichtschwerts bewahren und hat daher ein wenig herumgebastelt. Jetzt wird halt aus einem erfrischend sinnfreien Gemetzel eine brave Notwehr.

So viel Geschichtsfälschung ist natürlich für die bibelfesten Ex-Jünger von Lucas ein Grund zum Kirchenaustritt. Die fordern jetzt ganz konsequent: Boykottiert das neue Testament, seht euch nur das alte an!

E: Eigentlich eine längst überfällige Idee für unsere zartbesaiteten Zeiten, in denen diskriminierende Schwarten wie Huckleberry Finn oder Asterix oder die Splatterorgie Tom & Jerry politisch korrekt umgeschrieben werden sollen. Eine australische Mutbürgerin mit dem bravourösen Beinamen Braveheart hat im Ernst verlangt, dass man bitte alle Bilder von nackten Kinder aus den Kunstmuseen entfernen soll.

D: Tolle Sache! Das wär' doch etwas: eine politisch korrekte Marketingwende für den Filmkanon. Man stelle sich unseren geläuterten Ex-Benzinschleuderfan und Neu-Öko-Papst Arnold in Terminator I - Die gute Edition vor. Oder einen neu geschnittenen und neu animierten Robert-de-Niro-Mutanten in Taxi Driver: "Are you talking to me? - How can I help you, Sir?"

E: Nicht schlecht wären aber auch die Österreicher. Ulrich Seidls Hundstage als Dokumentation über "alcoholically challenged people", die La Cucaracha grölen - mit einer Wunderkerze in einem mit per Zensurbalken verdeckten Arsch. Oder Funny Games von Haneke als Jugend ohne Gott meets Denn sie wissen nicht, was sie tun-Neudeutung - natürlich minus Gewalt und Rockmusik.

D: Wer weiß, vielleicht kann man mithilfe von einem bisschen digitalen Technikzauber sogar ein kinematografisches Not-even-one-day-Wonder wie Gabriel Baryllis letztjährigen Beziehungshorrorfilm Baked Beans noch einmal hochjazzen.

E: Ich fürchte, trotz feinsten Feintunings müssen wir in diesem Fall das Schlusswort dem alten Herrn Kafka, quasi dem Buster Keaton aus Prag, überlassen: "Im Kino gewesen: geweint." (DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 24./25. September 2011)