Die Leute sollen sich nicht so aufspielen. Schließlich heißt es ja auch "Vater" Staat, und als Vater muss man eben manchmal ein bisserl forscher auftreten, damit aus den Kindern auch was Gescheites wird. Das scheint die Sichtweise der Republik Österreich zu sein. Denn anders ist es kaum erklärbar, warum ein Volksschuldirektor in zumindest zwei als rechtswidrig eingestandenen Fällen einen Siebenjährigen gezüchtigt hat. Und die Republik auf dem Standpunkt steht, Schuld habe der Bub, schließlich sei er frech gewesen. Und der "Klaps" und das "feste Packen" sei daher ein "Arbeitsunfall" gewesen und kein vorsätzliches oder fahrlässiges Handeln.
Ahämm - wie bitte? Ein Klaps ist kein vorsätzliches Handeln? Die Hand des mittlerweile pensionierten Direktors war ferngesteuert? 3500 Euro Schmerzensgeld wollen die Eltern für ihren Sohn, der nach ihren Angaben Schulangst entwickelte und wieder zum Bettnässer wurde. Und die Finanzprokuratur, quasi der Schatzmeister der Republik, will eine Zahlung mit derartigen Argumenten verhindern?
Es stimmt, Pädagogen klagen darüber, dass die Kinder immer schwieriger werden und sie, die Lehrer, teilweise Erziehungsaufgaben übernehmen müssen, die eigentlich die Eltern leisten müssten.
Aber wer sich nur mehr mit körperlicher Gewalt zu helfen weiß, soll bitte in einen Boxring und nicht ins Klassenzimmer gehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.9.2011)