
"Sex ist Stadttheater", sagt die Frau, drei männliche Protagonisten wissen es besser: "Ulysses Roadmovie".
Wien - Bier, Sex und der Wunschtraum nach einem anderen Leben - das sind, knapp resümiert, die Themen der Performance Ulysses Roadmovie. Das Ensemble des Aktionstheaters stellt zeitgenössische Lebensentwürfe in Frage, beleuchtet Rollenklischees und hält mit energiegeladenem und sensiblem Spiel sowie großartiger Musik sein Publikum auf Trab.
Der Schweizer Schriftsteller Christian Uetz schuf, angelehnt an den Roman von James Joyce, ein irres Textkonstrukt, in das persönliche Erfahrungen der Darsteller eingeflossen sind. Christian Dolezal denkt selbstironisch über seine "gescheiterte" Karriere als Musiker nach (Er ist Gründungsmitglied der Band Sofa Surfers), Tobias Voigt stellt sich vor, ob er ein "ganz anderer" wäre, würde er einer anderen Arbeit nachgehen und Eduard Wildner wünscht sich ein Haus in Griechenland und Tage, die nur aus Sex und Schlaf bestehen.
In einer Landschaft aus mobilen Kleinbühnen, auf der Filmszenen projiziert werden (Bühne: Martin Hämmerle, Video: Pablo Leiva und Edward Chapon), lässt Regisseur Martin Gruber die drei männlichen Protagonisten Monologe über ihre Sehnsüchte führen, die sich bald nur mehr um - tja - Sex drehen (Gemeinschaftssuizid durch eine Überdosis Orgasmen). Eduard Wildner überschreitet die Grenze vom Schauspiel zum Striptease, eine perfekte Performance.
In zu engen Hemden verkörpern auch die fantastischen Musiker von 78plus die männlichen Existenzkrisen. Als einzige Frau nimmt Kirstin Schwab den sich selbst bemitleidenden Männern den Wind aus den Segeln und sagt Dinge wie "Sex ist Stadttheater".
Eine skurrile, ekstatische, witzige wie tragische Reise ins Innere einer scheinheiligen Zivilisation. (Elisa Weingartner, DER STANDARD - Printausgabe, 24./25. September 2011)