Manama - Ein halbes Jahr nach den mit saudiarabischer Militärhilfe niedergeschlagenen Massenprotesten der schiitischen Mehrheitsbevölkerung gegen die sunnitische Königsdiktatur finden im Golfstaat Bahrain am Samstag unter besonders starken Sicherheitsvorkehrungen Nachwahlen zum Parlament statt, das ohnehin nur beratende Funktion hat. Die Sicherheitskräfte errichteten Straßenkontrollen, Patrouillen waren unterwegs. Am rigorosesten waren die Maßnahmen in der Hauptstadt Manama rund um den Perlen-Platz, der im Frühjahr wochenlang Zentrum der Proteste war. Bei der Wahl geht es um Nachbesetzung von 18 Sitzen von schiitischen Abgeordneten der oppositionellen Wifaq (Wefak), die aus Protest gegen das Vorgehen der Behörden kollektiv zurückgetreten waren. Schiitische Gruppen haben einen Boykott der Wahlen gefordert.

Die Schiiten stellen in dem Königreich annähernd 70 Prozent der Bevölkerung, die unteren Schichten der Gesellschaft. Aufgrund der Wahlkreisziehung können sie jedoch maximal 18 der 40 Mandate gewinnen.

Nach den schweren Unruhen, bei denen Dutzende von Zivilisten ums Leben kamen, war es zu zahlreichen Festnahmen gekommen. Das Herrscherhaus hat dem Iran vorgeworfen, er versuche, die Schiiten gegen die Dynastie aufzuwiegeln. König Hamad bin Issa al-Khalifa verhängte den Ausnahmezustand und holte sich zur Unterstützung Soldaten und Polizisten aus Saudi-Arabien und anderen Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) ins Land. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte die weitere "Intensivierung der Repression" in Bahrain angeprangert. Der Inselstaat gilt als strategisch wichtiger Partner der USA. Manama ist der Hafen der 5. US-Flotte, die vor allem im Persisch-Arabischen Golf und im Indischen Ozean eingesetzt wird. (APA)