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Guter Dinge verließ Johann Straner am Sonntag sein Wahllokal. Es wurde zwar nicht der erhoffte Triumph, es reichte aber für eine satte Mehrheit für den ehemaligen SPÖ-"Pleite" -Bürgermeister.

Foto: APA/Expa/Zangrando

Fohnsdorf/Graz - Die wegen des Finanzdebakels in ihrer Gemeinde zu Neuwahlen aufgerufenen Bewohner der obersteirischen Stadt Fohnsdorf holten sich am Sonntag ihren - von den Landespolitikern, der Staatsanwaltschaft und dem Rechnungshof schwer unter Druck gesetzten - ehemaligen Bürgermeister Johann Straner zurück. Der wegen diverser Malversationen seines Amtes enthobene Bürgermeister verfügt im Gemeinderat mit seiner neuen "Liste Hans" in Zukunft über 15 von 25 Mandaten, er erhielt 55,34 Prozent der Stimmen. Von einem von ihm erhofften Triumph kann aber keine Rede sein, der umstrittene ehemalige SPÖ-Bürgermeister musste vier Mandate abgeben.

Gewinner der Wahl sind die ÖVP, die den Finanzskandal rund um den Bau der örtlichen Therme aufgedeckt hatte, und die Grünen, die wieder in die Fohnsdorfer Gemeindestube einziehen. Die ÖVP hält nun bei sechs Mandaten, die Grünen bei zwei. Wenig profitiert von den Turbulenzen in der Gemeinde haben die KPÖ und die FPÖ, die auf ihrem jeweils einen Mandat sitzenblieben.

Johann Straner war im Zuge des Finanzskandals als Bürgermeister abgesetzt, der Gemeinderat aufgelöst worden. Das Land entsandte einen Regierungskommissär, der die Geschäfte übernahm, die Sanierung des Ortsbudgets einleitete und Neuwahlen vorbereitete.

Da Straner als "Pleite-Bürgermeister" durch die harte Kritik des Bundesrechnungshofes dermaßen in Misskredit geriet, distanzierte sich die Landes-SPÖ von ihrem ehemaligen Vorzeigebürgermeister. Parteivorsitzender Franz Voves untersagte dem ehemaligen Ortskaiser, noch einmal für die SPÖ zu kandidieren. Erstmals seit 1945 trat die SPÖ hier im roten Kerngebiet also nicht an. Straner gründete umgehend eine eigene "Liste Hans" , mit ihm schwenkte die gesamte rote Ortspartei um und unterstützte - sehr zum Missfallen der Landespartei - Straner mit dem Slogan: "Wo Hans draufsteht ist SPÖ drinnen" .

Etwa bitter reagierte daher die Landes-SPÖ jetzt auf die Wahl: "Auch wenn es nicht im Sinne der steirischen SPÖ ist, dass Johann Straner sich der Bürgermeisterwahl gestellt hat, müssen wir die Entscheidung der Fohnsdorferinnen und Fohnsdorfer akzeptieren" , sagte SPÖ-Landesgeschäftsführer Toni Vukan.

Wenn auch etliche in der Landes-SPÖ spekulieren, dass Straner - wenn sich die Wogen geglättet haben - bald wieder in den Schoß der Partei zurückkehren wird, hat er dies zumindest für diese Periode ausgeschlossen. Straner zum Standard: "Wir bleiben mit Sicherheit als Liste Hans im Gemeinderat tätig." Die ÖVP musste mit einem Notprogramm in diese Wahl, nachdem sich deren ehemalige VP-Vizebürgermeisterin Ingrid Felfer, die die Finanzspiele Straners aufgedeckt hatte, desillusioniert zurückgezogen hatte.

Sie habe nicht den Eindruck dass sich etwas verändern werde, zumal die gleichen Politiker wieder tätig seien, es werde wohl gleich gewirtschaftet wie zuvor, und daran wolle sie nicht mitschuldig werden.

Dennoch konnte ihre Partei zwei Mandate zulegen. Die Kritik am Ortskaisertum Straners hatte offenbar doch Wirkung gezeigt. (Walter Müller, DER STANDARD; Printausgabe, 26.9.2011)