Eine Ernüchterung für die steirischen Landesregierer von SPÖ und ÖVP: Die Bewohner der obersteirischen Pleitegemeinde Fohnsdorf stellten sich bei den Neuwahlen am Sonntag - wenn auch nicht euphorisch, so zumindest mehrheitlich - hinter ihren von der Landesregierung unter politische Quarantäne gestellten ehemaligen SPÖ-Bürgermeister Johann Straner. Sie demonstrierten damit, dass sie ihrem in Misskredit geratenen langjährigen Ortschef mehr trauten als den Oberlehrern in Graz.

Das darf niemanden verwundern. Straner ist kein Leichter, wie er selbst zugibt. Er hatte in der ehemals erzroten Kerngemeinde Fohnsdorf wie ein Alleinherrscher regiert, sich bisweilen über den Gemeinderat hinweggesetzt, ein Firmengeflecht zur Verschleierung der Schulden errichtet und den Bau einer Therme durchgedrückt, die sich die Gemeinde niemals hätte leisten dürfen. Aber: Er konnte vielen Bewohnern das Gefühl vermitteln, dass er sich für sie die Sohlen heißläuft.

Es ist SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves und seinem ÖVP-Vize Hermann Schützenhöfer ganz offensichtlich nicht gelungen, zu erklären, warum Straner nicht wählbar ist. Kein Wunder: Beide hatten jahrelang dem Fohnsdorfer Treiben zugesehen, nichts gegen die Finanzjonglierübungen des Bürgermeisters, mit denen dieser die Therme zu finanzieren suchte, unternommen. Die Landespolitik hatte die Therme sogar als "Leitprojekt" der Industrieregion hochgelobt und mit Subventionsmillionen bedacht. Viel zu lange hatte man aus parteitaktischen Gründen, um nicht das rot-schwarze Gefüge im Land zu gefährden, Straner in der roten Gemeinde agieren lassen - bis es nicht mehr ging.

So gesehen geht die Finanzmisere in Fohnsdorf auch zu einem Gutteil auf die Kappe der Landespolitik - was die Fohnsdorfer den Grazer Häuptlingen mit der Wahl am Sonntag auch deutlich ausgerichtet haben. (DER STANDARD; Printausgabe, 26.9.2011)