Somalia, der gescheiterte Staat am Horn von Afrika, ist fast aus den Schlagzeilen verschwunden - von der Not eines Landes, das von Terroristen, Fundamentalisten und Piraten gleichzeitig geplündert wird, will man eben nur begrenzt wissen.

Dennoch: Es gibt Geschichten, die man sich nicht ersparen darf. Wie jene aus dem Guardian über die somalische Radiostation Andalus, die ein Koranwettlesen für Kinder zwischen zehn und 17 Jahren veranstaltete. Der Sender gehört fundamentalistischen Milizen, in deren Einflussbereich Fußball ebenso verboten ist wie Tanzen auf Hochzeiten und anderes Teufelszeug.

Fürs Rezitieren von Koransuren freilich werden die Kids mit bemerkenswerten Preisen bedacht: Sieger und Zweitplatzierter bekamen jeweils eine Kalaschnikow und Bargeld, der Dritte durfte sich über zwei F1-Handgranaten freuen. Der Nachwuchs soll wissen, was einmal aus ihm werden soll.

Nicht zufällig bezieht sich der Name des Senders nämlich auf das einst maurische Andalusien, das gefälligst "rückerobert" gehört - und der größte Teil Europas gleich dazu.

Dorthin, wo so offensichtlich der Wahnsinn herrscht, sollen wir noch unsere Spenden schicken? So abwegig es klingt: ja, unbedingt. Denn wir wollen uns nicht einmal vorstellen, was alles geschieht, wenn tatsächlich alle guten Geister diesen Landstrich verlassen - und den Menschen gar keine Alternative zu diesem Irrsinn bleibt. (corti, DER STANDARD-Printausgabe, 26.9.2011)