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Tausende Palästinenser begrüßten am Sonntag jubelnd Präsident Abbas bei seiner Rückkehr von den UN nach Ramallah.

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Grundsätzlich zufrieden zeigte sich die israelische Führung mit dem neuen Plan des Nahostquartetts, der die baldige Aufnahme von Verhandlungen und deren Abschluss innerhalb eines Jahres vorsieht. "Wenn das Quartett zu Direktgesprächen ohne Vorbedingungen aufruft, dann ist das eine sehr wichtige Sache", sagte Premier Benjamin Netanjahu in einem TV-Interview.

Noch deutlicher wurde Außenminister Avigdor Lieberman via Radio. "Ich glaube, wir müssen das akzeptieren, denn es gibt da wenigstens eine Sache, die sehr positiv ist: die Aufnahme von Verhandlungen ohne Vorbedingungen. Ich hoffe, dass auch die Palästinenser Verantwortung übernehmen werden, statt vor ihr zu flüchten."

Netanjahu wollte das innere Kabinett versammeln, um über die offizielle Antwort auf den Vorschlag zu beraten. Wenig begeistert waren die Israelis darüber, dass im Voraus ein Zeitrahmen für eine Einigung definiert wurde. "Wenn es den Willen gibt, wird es geschehen, wenn nicht, wird es nicht geschehen - und wir haben den Willen", meinte Netanjahu.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kehrte am Sonntag nach Ramallah zurück und wurde mit Triumph empfangen. Er wollte seinerseits die palästinensische Führung mit dem Plan befassen. "Es wird keine Verhandlungen ohne internationale Legitimität und ohne einen völligen Stopp des Siedlungsbaus geben" , sagte er.

Erste Reaktionen fielen wortkarg bis ablehnend aus, weil die Erklärung des Quartetts weder einen Siedlungsstopp erwähnt noch die Linien von 1967 zur Verhandlungsbasis macht. Das Dokument verweist lediglich auf vorherige Abkommen und Resolutionen.

Diese beiden Punkte sind für die Palästinenser bisher Bedingungen für die Wiederaufnahme von Gesprächen gewesen, weshalb auch Außenminister Riad al-Malki den Plan als "unzureichend" bemängelte. Schon in seiner UN-Rede hatte Abbas deutlich gemacht, dass Ramallah an den Bedingungen festhalten wolle.

Die vage gehaltene Erklärung des Nahost-Quartetts, das am Freitagnachmittag Ortszeit veröffentlicht wurde, sieht vor, in vier Wochen neue Gespräche aufzunehmen. In den ersten sechs Monaten sollen Grenzverlauf und Sicherheitsfragen geklärt, ein Gesamtpaket bis Ende 2012 ausgearbeitet werden. Das Quartett (UN, EU, Russland und die USA) ruft beide Parteien darin zu Verhandlungen "ohne Verzögerung oder Vorbedingungen" auf. Wenige Stunden vor der Erklärung hatte Abbas UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den palästinensischen Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft übergeben.

Heute, Montag, will der Sicherheitsrat über die Bewerbung beraten. Vorgesehen seien reine Konsultationen, sagten Diplomaten. Angenommen wird, dass der Sicherheitsrat abwartet, wie die ersten Gespräche zwischen den beiden Parteien verlaufen. Die USA hatten angekündigt, im Rat notfalls ihr Veto einzulegen.

Schlägerei vor dem Saal

Einen Zwischenfall gab es während Abbas' Rede am Freitag vor dem Generalversammlungssaal. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan versuchte laut Augenzeugen, sich mit einer viel zu großen Delegation Zugang zum Saal zu verschaffen. Als die UN-Sicherheitskräfte die Gruppe stoppen wollten - pro Land darf nur eine begrenzte Zahl Delegierter in den Saal -, setzten Erdogans Leibwächter ihre Fäuste ein. Ein UN-Sicherheitsmann wurde dem Vernehmen nach mit dem Notarztwagen abtransportiert. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, Julia Raabe aus New York /DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2011)