Ljubljana - Der Meinungskrieg in Slowenien tobt auf dem kleinstmöglichen Schlachtfeld: Wer unter den zwei Millionen Bürgern Meinung machen will, muss sich den Einfluss auf das Staatsfernsehen, die Nachrichtenagentur oder eine der sechs Tageszeitungen sichern. Dabei wird immer wieder mit gezinkten Karten gespielt.

So staunten die Redakteure der Zeitung Vecer im Juni nicht schlecht, als sich eine kleine unbekannte Computerfirma mit Sitz in der Kleinstadt Murska Sobota 80 Prozent der Anteile an ihrem Blatt sichern wollte. Hinter dem merkwürdigen Geschäft stand, wie sich herausstellte, der Geschäftsmann Matej Rašcan - der sich drei Jahre zuvor schon die Mehrheit am größten Verlagshaus, Delo Revije, gesichert hatte und dem Oppositionsführer Janez Janša nahesteht. Die Wettbewerbsbehörde vereitelte den Deal.

Was bleibt, ist Konfusion: Vecer steht ohne Eigentümer da. Auch das traditionelle Flaggschiff Delo ist ohne Kurs. Die Brauerei Laško, der das Blatt gehört und die von einem bekannten Sozialdemokraten geführt wurde, steht inzwischen ganz unter der Kontrolle der Banken, die vor allem Geld brauchen. Sie wollen das Blatt verkaufen, ohne dass sich allerdings ein interessanter Investor fände.

"Von politischer Orientierung überhaupt noch zu sprechen ist schwierig" , sagt der Medienexperte Igor Vobic von der Universität Ljubljana. Auch Dnevnik, das einst als eher linksliberal galt und zu einem Viertel der Grazer Styria-Gruppe gehört, hat an Profil verloren. Alle Blätter zusammen verkaufen kaum 250.000 Exemplare. Die einzige Zeitung ohne Auflageneinbußen ist das Gratisblatt Žurnal24, ein Projekt von Styria.

Staats-TV verliert Reichweite

Drei Stunden pro Tag sitzt der Slowene täglich vor dem Bildschirm. Der politisch besonders umstrittene Staatskanal RTV verliert mit seinen beiden Programmen beständig Marktanteile. Die Konkurrenz - Kanal A und Pop TV der US-Gesellschaft CME - holt mit eigenen Nachrichtensendungen auf. Meinung ist im Fernsehen kaum zu haben: Die Sender lassen nicht kommentieren.

Der Einfluss der Parteien ist bei RTV trotzdem mit Händen zu greifen. Der per Misstrauensvotum des Parlaments abgewählte Premier Borut Pahor scheiterte mit einem Mediengesetz, das den Fernsehmachern mehr Unabhängigkeit garantiert hätte.

Je schwächer die publizistischen Endprodukte sind und je weniger Journalisten sie beschäftigen, desto wichtiger sind die Quellen, auf die sich alle stützen: Sloweniens Nachrichtenagentur STA ist direkt dem Büro des Premierministers zugeordnet. Ernste Versuche, den Zustand zu ändern, hat es noch nicht gegeben. (nmn/DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2011)