Wien - "Beteiligungsunterlagen", kündigt das Inhaltsverzeichnis an, "aktuelle Marktdaten", Bilanzen: Wieder macht ein gut zwei Zentimeter starkes Konvolut die Runde unter Menschen mit Geld. Dem STANDARD liegt ein solches Paket vor. Es besagt, eine an "Österreich" beteiligte Gesellschaft suche Investoren, die sich mit 2,3 Prozent an der Mediengruppe beteiligen wollen. Gründer, Herausgeber und Betreiber Wolfgang Fellner verneint das entschieden. Diese Infos seien "völliger Unsinn".
Fellner auf detaillierte Anfrage des STANDARD: "Es gibt keinerlei Investorensuche bei der Mediengruppe Österreich, es sind auch keine Investitionen nötig, weil sowohl die Mediengruppe als Ganze als auch die Tageszeitung seit dem letzten Geschäftsjahr mit Gewinn wirtschaften." Branchenschätzungen über Verbindlichkeiten der Vielzahl von Firmen hinter "Österreich" verneint Fellner auch als "völlig falsch". Die im Firmenbuch veröffentlichten Bilanzen einer Reihe der Gesellschaften beziffern deren Verbindlichkeiten mit deutlich, in einem Fall weit zweistelligen Millionenbeträgen.
Fellner betont: "Es wurde auch niemandem eine Beteiligung an der Media Invest angeboten, schon gar nicht in der von Ihnen behaupteten Form."
Neun Firmen
Die nun vorliegenden Unterlagen behandeln eine Beteiligungsmöglichkeit an der Media Invest Österreich GmbH von rund sieben Prozent für rund drei Millionen Euro und Zinsen für Fremdfinanzierung. Die Unterlagen beziffern auch den durchgerechneten Anteil an der Mediengruppe "Österreich": Knapp 33 Prozent an der Mediengruppe hält die Media Invest, also entsprechen die sieben Prozent "indirekt" rund 2,3 Prozent an der Mediengruppe. Diese besitzt neun Firmen für "Österreich" - etwa für Redaktion, Anzeigen, Logistik, Sonntagsausgabe - und Privatradios ganz oder teilweise.
Die nun vorliegenden Unterlagen decken sich grafisch und inhaltlich mit zwei Konvoluten über Beteiligungsangebote aus früheren Jahren (mit anderen Beteiligungshöhen, etwa rund ein Prozent) aus anderen Quellen.
Im September 2010 erklärte Fellner dem STANDARD zu damals kursierenden Unterlagen: "Österreich sucht derzeit keinerlei Investoren, alle Zitate stammen aus dem Jahr 2008." Damals habe man die Kapitalerhöhung 2008 "in vollem Umfang abgeschlossen". Investoren, und wie viel sie halten, nannte und nennt er nicht.
Bilanzen
Diese Unterlagen enthielten Bilanzen zum 30. Juni 2010 und ein mit 2010 datiertes Organigramm. Die nun vorliegenden Unterlagen sind zum Teil mit 2011 datiert. Ein "Kauf- und Abtretungsvertrag" verweist auf Bilanzen zum 30. Juni 2010, das Paket enthält Daten über das Jahr 2010, zum Teil aus 2011.
Wie in früheren Unterlagen sollen sich Investoren verpflichten, über eine Beteiligung zu schweigen und ihre Anteile einer von Wolfgangs Bruder Helmuth geführten Firma als Treuhänder zu überantworten.
Wolfgang Fellner abschließend auf die STANDARD-Anfrage: "Ich darf um Verständnis bitten, dass die Mediengruppe Österreich bei trotzdem vorsätzlich falscher Berichterstattung rechtliche Schritte ergreifen muss." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 26.9.2011)