Wien - Nach dem Kollaps von Lehman Brothers wurden in den USA neue Regulierungen geschaffen. Präsident Barack Obama hat im Vorjahr die Neuerungen gar als die größte Finanzreform seit den 1930er-Jahren angepriesen.

Woran es allerdings mangelt, ist die Umsetzung, wie Baird Webel vom Congressional Research Service erklärt. Webel ist bei diesem wissenschaftlichen Dienst der beiden parlamentarischen Kammern der USA auf den Bereich Finanzen spezialisiert. Im Gespräch mit dem Standard sagt er, dass die lasche Implementierung viel Unsicherheit schafft, weil niemand weiß, was im Ernstfall wirklich passiert. Als Beispiel nennt Webel die neue Konsumentenschutzbehörde, die bei der US-Notenbank Fed angesiedelt werden soll. Ein Jahr nach Verkündung dieser Idee sei zwar bereits ein Chef für die Behörde nominiert, aber noch immer nicht bestätigt. Daher hinke die Behörde ihrer Ursprungsidee noch immer hinterher.

Gleiches gilt für die umstrittene Volcker-Regelung, die für Banken die Möglichkeit einschränkt, in Hedgefonds und riskante Eigenkapitalgeschäfte zu investieren. "Der Zeitplan für die Umsetzung dieser Regel fehlt", sagt Webel, der die Frage der Implementierung noch wichtiger findet als jene, ob die neuen Vorschriften ausreichen.

In Summe sei das Finanzsystem aber gesünder geworden. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die Erholung von einer Finanzkrise einfach Zeit brauche, so Webel. (Bettina Pfluger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.9.2011)