Washington/London - Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hat zugegeben, dass die Gefahr irakischer Massenvernichtungswaffen niemals der wichtigste Kriegsgrund für die USA gewesen ist. "Aus bürokratischen Gründen" habe sich die US-Regierung auf dieses Thema konzentriert, weil es "der eine Grund war, dem jeder zustimmen konnte", sagte Wolfowitz dem britischen Magazin "Vanity Fair" (Juni-Ausgabe). "Fast unbeachtet, aber enorm" sei dagegen der Kriegsgrund gewesen, dass mit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein die Präsenz von US-Truppen in Saudiarabien überflüssig geworden sei, fügte der Vizeminister hinzu. Nahezu die Hälfte der US-Bürger geht inzwischen nach Umfrageergebnissen davon aus, dass die Regierung die Gefahr von Massenvernichtungswaffen im Irak absichtlich übertrieben dargestellt hat, um Unterstützung für ihren Kriegskurs zu erhalten. Der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohammed el Baradei, hatte zuletzt erklärt, alle angeblichen Belege, die von der US-Regierung den UNO-Inspektoren vorgelegt worden seien, hätten sich als nicht stichhaltig erwiesen, zum Teil habe es sich sogar um plumpe Fälschungen gehandelt. In ungewöhnlich scharfer Form hatte auch UNO-Chefinspektor Hans Blix die Fälschung von angeblichen Beweisen für die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak zur Rechtfertigung des Krieges angeprangert. (APA)