Bregenz/Feldkirch - Mit der "Feldkirch Rede" der deutschen Theologin Uta Ranke-Heinemann und einer Uraufführung von Jan Müller-Wieland wurde am Donnerstagabend das Feldkirch Festival 2003 eröffnet. Unter dem Motto "Gottesspuren" werden bis 8. Juni 19 Konzerte mit Musik aus fünf Jahrhunderten geboten. Einer der Höhepunkte ist die Uraufführung des Melodrams "König der Nacht" nach Texten aus dem Buch Hiob mit Klaus Maria Brandauer als Sprecher.

Kirche und Krieg

Die Einstellung der christlichen Kirchen zum Frieden stellte Uta Ranke-Heinemann in den Mittelpunkt ihrer Rede: "Wenn die Kirchen den Menschen 2000 Jahre nur die zwei Worte keinen Krieg' oder 'keine Bomben' ins Herz geschrieben hätten, das wäre der Weg zur Erlösung, zur Herauslösung aus dem Teufelskreis der Vergeltung gewesen, aber niemals das Blut". Anstatt die grausame Hinrichtung Jesu zu zelebrieren und sein Blut zu trinken, wäre es besser, "wenn die Christen Jesu Leben befolgten", meinte die streitbare Theologin. Jesu Absage an die Vergeltung und das Gebot der Feindesliebe, das hätte das Credo des Christentums sein müssen: "Nicht ein Glaubensbekenntnis, sondern eine Lebensregel."

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung mit einer Uraufführung für Viola von Jan Müller-Wieland, gewidmet und gespielt von Elisabeth Kufferath. Im Anschluss an die Eröffnung gestaltete der prominente Schauspieler Walter Schmidinger unter dem Titel "Jesu, meine Freude" einen musikalisch-literarischen Abend mit dem Leipziger Gewandhaus-Kammerchor. Unter der Leitung des Dirigenten Morten Schuldt-Jensen stand Chormusik aus fünf Jahrhunderten - von der Renaissance bis in die Moderne - auf dem Programm. Bis 8. Juni bietet das Festival u.a. Händels "Messias", Haydns "Sieben letzte Worte", Beethovens "Missa Solemnis", Jazz, Gospel sowie Begegnungen mit indischer und mexikanischer Musik.

"König der Nacht"

Das Melodram "König der Nacht", eine "Epiphanie für Sprecher, Gesang und Orchester" nach Texten aus dem Buch Hiob und von Nelly Sachs wird unter der Leitung von Thomas Hengelbrock vom Balthasar Neumann-Orchester und Solisten am Freitag uraufgeführt. Klaus Maria Brandauer wird als Sprecher Satan, Jahwe und Hiob verkörpern. Das "Feldkirch Festival" wurde im Sommer 2001 nach dem Abgang der Schubertiade aus der Montfortstadt unter der künstlerischen Leitung von Thomas Hengelbrock ins Leben gerufen. (APA)