Stockholm - So häufig und in den meisten Fällen so "ungefährlich" - langsam wachsend, kaum Metastasen bildend und chirurgisch leicht zu entfernen -, dass es gar keine harten epidemiologischen Zahlen bezüglich der Zahl der Patienten gibt: das Basaliom, eine Form von "Weißem Hautkrebs". Doch in seltenen Fällen nimmt die Erkrankung einen schneller fortschreitenden und metastasierenden Verlauf. Hier gab es bisher keine etablierte Therapie. Ein neues Arzneimittel (Vismodegib) bringt hier erste Hoffnung, heißt es beim Europäischen Krebskongress (EMCC, 23. bis 27. September) in Stockholm.
"Das Problem liegt darin, dass bei lokal fortgeschrittenen oder gar metastasierenden Basaliomen, die häufig im Kopf- bzw. Gesichtsbereich auftreten, wiederholte Operationen notwendig werden. Die Krankheit kann zu schwerst entstellenden Schäden führen", sagte Sandra Horning, Leiterin der Entwicklungsabteilung für Onkologie und Hämatologie des Schweizer Pharmakonzerns Roche in Stockholm bei einem Hintergrundgespräch.
Echte Therapiemöglichkeiten für die schweren Fälle gab es bisher nicht. Die molekularbiologischen und genetischen Erforschungen haben schon vor Jahren ergeben, dass beim Basaliom das "Hedgehog"-Gen ("Igel"-Gen), das eine wichtige Rolle in der Embryonalentwicklung spielt und im Laufe der Entwicklung des Organismus aber wieder abgeschaltet wird, durch eine Mutation wieder in Aktion tritt. Auf der anderen Seite: Schon vor rund 60 Jahren entdeckte man, dass Schafe von Muttertieren, welche besonders viele Kornlilien gefressen hatten, oft mit nur einem Auge zur Welt kamen. Das "Igel"-Gen war offenbar vorzeitig blockiert worden.
Frühzeitige Anwendung
Die beiden Beobachtungen zusammen machen die wohl erste Therapie schwerer Basaliome aus: Mit Vismodegib entwickelte das Roche-Tochterunternehmen Genentech einen Wirkstoff. Lux Dirix, Spezialist aus Antwerpen, und ein internationales Team untersuchten den Effekt einer Behandlung mit täglich 150 Milligramm der Substanz bei 33 Basaliom-Kranken mit metastasierendem Leiden und 63 Personen mit lokal fortgeschrittener Erkrankung. Bei allen war eine Operation nicht mehr möglich oder wegen der zu erwartenden entstellenden Defekte nicht mehr machbar.
Die Resultate deuten auf die Etablierung der ersten erfolgversprechenden Therapie auf diesem Gebiet hin. Dirix: "Bei den Patienten mit lokal fortgeschrittenem Basaliom erreichten wir ein Ansprechen bei 43 Prozent, unter den Patienten mit Tochtergeschwülsten bei 30 Prozent. Drei Viertel der Kranken profitierten insgesamt eindeutig von der Behandlung."
Jetzt wird überlegt, ob man die Therapie nicht schon früher anwenden sollte, um den Effekt zu erhöhen. Weiters weiß man aus der Wissenschaft, dass fälschlicherweise aktivierte Hedgehog-Gene auch zum Bespiel beim Pankreaskarzinom eine Rolle spielen dürften. (APA)