Bild nicht mehr verfügbar.
Vom Regen in die Traufe - der Handel sorgt sich angesichts der Verunsicherung durch die Schuldenkrise bereits um das kommende wichtige Weihnachtsgeschäft.
München - Die deutsche Wirtschaft blickt mit wachsender Sorge auf die kommenden Monate und stellt sich auf einen Abschwung ein. Die Stimmung der Unternehmen verschlechterte sich im September zum dritten Mal in Folge, wie der jüngste Konsumklima-Index des ifo Instituts zeigt. Vor allem die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate trübten sich angesichts von Euro-Schuldenkrise, Börsenturbulenzen und der weiter tristen Lage der US-Wirtschaft erneut deutlich ein.
Der ifo-Konjunkturklima-Index sank von 108,7 auf 107,5 Punkte, so das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Montag in München. Obwohl das Minus weniger stark ausfiel als von vielen Analysten erwartet, ist die Richtung nach zwei Rückgängen im Juli und August klar: es geht abwärts. Bei drei Rückgängen in Folge sehen Volkswirte eine Trendwende in der Konjunkturentwicklung.
Besonders deutlich trübten sich ein weiteres Mal die Erwartungen der Unternehmen ein. Der Erwartungsindex fiel von 100 auf 98 Punkte und damit erstmals seit September 2009 wieder auf einen Wert von unter 100. "Das Umfeld ist einfach noch einmal deutlich schwieriger geworden", sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger der Nachrichtenagentur dpa. Die Unternehmen bereiteten sich auf schwerere Zeiten vor, Panik sei aber nicht erkennbar.
"Geordneter Rückzug"
"Es sieht nach einem geordneten Rückzug aus und nicht nach einem Einbruch", sagte Abberger. Noch immer beurteilten die befragten Firmen ihre Lage nach wie vor als gut, auch seien etwa in der Industrie weiterhin Einstellungen geplant.
"Die weiterhin gute Lage der Unternehmen zeigt, dass sich die deutsche Konjunktur bisher von den politischen Turbulenzen abkoppeln konnte", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Der Lage-Index ging um gerade einmal um 0,2 auf 117,9 Punkte zurück. "Die Lage bei den Unternehmen ist gut, aber sie treffen Vorbereitungen", sagte Abberger. "Ich würde nicht sagen, dass die Stimmung schlecht ist."
Dennoch seien die Risiken für die Entwicklung zuletzt nochmals gestiegen. Allerdings könnte es durchaus sein, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal auch schrumpft, sagte Abberger. Mit Spannung wird deshalb auch der am Dienstag (27.9.) anstehende Konsumklima-Index der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erwartet.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist weiter zuversichtlich, dass die Wirtschaft hierzulande der Schuldenkrise trotzen kann. "Alles in allem gehen wir weiter von positiven Wachstumsraten aus. Die Lage bei den Unternehmen ist gut", sagte DIHK-Konjunkturfachmann Dirk Schlotböller im Deutschlandradio Kultur. Zwar gebe es eine deutliche Verlangsamung, das sei aber nicht ungewöhnlich nach zwei so guten Konjunkturjahren, sagte der Experte.
Sorgen mache aber der Vertrauensverlust in die Stabilität der öffentlichen Haushalte. Das bremse bereits den Konsum. Auch der Handel sorgt sich angesichts der Verunsicherung durch die Schuldenkrise bereits um das kommende wichtige Weihnachtsgeschäft.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht die deutsche Wirtschaft an einem Wendepunkt. "Das sieht immer weniger nach einer bloßen Wachstumsdelle aus, die zwei Jahre nach dem Ende einer Rezession nicht ungewöhnlich ist. Offensichtlich lastet die Staatsschuldenkrise immer stärker auf dem Konjunkturausblick", schreibt der Banker. Für den Euroraum sei das Risiko einer Rezession in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. "Für die relativ besser aufgestellte deutsche Wirtschaft ist unsere 2012er Wachstumsprognose von 1,5 Prozent mit erheblichen Abwärtsrisiken versehen."
Insgesamt steht der ifo-Index allerdings noch ganz gut da. Schlechter stand das wichtige Barometer zuletzt im Juni 2010. Seinen Tiefpunkte erreichte der ifo-Index in der vergangenen Krise im Dezember 2008, als der Wert auf 84,6 Punkte abgesackt war. Für die Ermittlung des Stimmungstests befragt das ifo-Institut deutschlandweit monatlich rund 7.000 Unternehmen. Wegen der langen Zeitreihen und der großen Kontinuität gilt der ifo-Index als der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. (APA)