
Aufhebung gängiger Geschlechteridentitäten: Der Exzentriker Genesis P-Orridge wird auf der Viennale im Zentrum mehrerer Aktivitäten stehen.
Wien - Als "cultural engineer" bezeichnet sich der Musiker und Künstler Genesis P-Orridge gerne selbst und betont damit auch das Handfeste seiner Vorreiterrolle innerhalb der Industrial Art. Der exzentrische Brite gehörte mit seiner legendären Band Throbbing Gristle Anfang der 1970er-Jahre zu den Pionieren der entsprechenden Musikrichtung; mit ihrem Nachfolger Psychic TV, der sich irgendwo zwischen Post-Punk, Industrial und Performance-Kunst bewegt, setzte er sein Projekt der lautstarken Genre- und Gattungsauflösung fort.
Auf der Viennale wird P-Orridge nun mit einem Schwerpunkt gewürdigt, der einen Film, ein Konzert und eine Ausstellung umfassen wird. Die in den USA lebende Französin Marie Losier hat mit The Ballad of Genesis and Lady Jaye ein ungewöhnliches Porträt P-Orridges gedreht, in dem es weniger um Musik als um existenziell gewordene Kunst geht: Im Zentrum steht seine Liebe zur 2005 verstorbenen Lebensgefährtin Lady Jaye Breyer P-Orridge. Genesis und Lady Jaye wollten einander wie Spiegelbilder gleichen - mithilfe plastischer Chirurgie arbeiteten sie daran, zu Breyer P-Orridge, einem "pandrogynen" Wesen zu verschmelzen.
Begleitend zum Film werden in einer von Thomas Mießgang kuratierten Ausstellung in der Galerie Christine König Bilder und Artefakte P-Orridges präsentiert, die dessen Metamorphose dokumentieren (Vernissage 25. 10.). Ein Konzert von P-Orridge gemeinsam mit Tony Conrad und Edward O'Dowd findet am 29. 10. im Porgy & Bess statt (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD - Printausgabe, 27. September 2011).