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Dietrich Birnbacher droht Rückzahlung des Hypo-Honorars.
Dietrich Birnbacher sah sich immer gern als ehrenwerter Mann. "Honesta honestis suadere" - "dem Anständigen das Anständige raten". Diesen römischen Wahlspruch hat sich Kärntens umstrittenster Steuerberater über seinen Kanzleischreibtisch gehängt.
Ziemlich hinterfragenswert nimmt sich dagegen Birnbachers Beratungshonorar zum Verkauf der Hypo Alpe Adria Group an die Bayern LB aus: Sechs Millionen Euro. Und was war die Leistung? Eine dürre sechsseitige Expertise. Laut einem vom Standard veröffentlichten Gerichtsgutachten 200.000 Euro wert.
Jetzt interessiert sich nicht nur der Staatsanwalt für Birnbacher, dem ursprünglich zwölf Millionen zugestanden worden waren - vom verunfallten blauen Landeshauptmann Jörg Haider und dessen schwarzen Adlatus, VP-Chef Josef Martinz. Nachdem der Geheimdeal aufgeflogen war, gab sich "Birni" auf Anraten Haiders mit der Hälfte - "Patriotenrabatt" - zufrieden. Unter dem stündlich steigenden öffentlichen Druck droht dem Kärntner Honorarkaiser auch die Rückzahlung der möglicherweise zu Unrecht kassierten 5,8 Millionen.
Haider sei mit Birnbacher zuerst handelseins geworden, beteuert Martinz heute. Er habe keinen Grund gesehen, dem angesehenen Steuerberater nicht zu trauen, dessen Kanzlei seine Familie seit Jahrzehnten berate und der sogar Kommanditist der Martinz Camping KEG in Ossiach sei.
Geschickt baute der dreifache Vater, Großvater und Seniorchef der seit drei Generationen bestehenden Villacher Steuerberatungskanzlei ein Netz politischer Kontakte auf, dank derer sich auch Großaufträge, etwa für den Energieversorger Kelag, an Land ziehen ließen. Im Gegenzug rettete der diskrete Netzwerker 2004 Haiders marode Wörtherseebühne mit seinen Bilanzkünsten vor dem Konkurs. Auf Jahre gewährte Bundessubventionen verbuchte er einmalig - und Kulturreferent Haider konnte über Nacht einen Überschuss präsentieren.
Für die Justiz schwerer dürfte allerdings Birnbachers Rolle bei der Bilanzierung des riskanten Hypo-Swap-Desasters im Ausmaß von 328 Millionen Euro wiegen. Damals riet er Ex-Hypo-Vorstandschef Wolfgang Kulterer, die Verluste über zehn Jahre abzuschreiben. Das Gericht sah das anders: Kulterer wurde wegen Bilanzfälschung verurteilt. Birnbachers damaliges Gutachten könnte als "Mittäterschaft" ausgelegt werden - möglicherweise unangenehme Folgen für einen anständigen Rat. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.9.2011)