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Hosiner und die Admira haben einen Lauf: "Aber es ist nicht so einfach, wie es ausschaut. Fußball ist kompliziert."
Wien - Die Wahrscheinlichkeit, dass Philipp Hosiner irgendwann für Real Madrid und eventuell neben seinem Vorbild Cristiano Ronaldo stürmt, liegt bei genau null Prozent. Vielleicht schafft der 22-Jährige aber ein Spiel in der Champions League. "Das ist ein bisserl realistischer. Und es muss ja nicht nur eines sein." Theoretisch könnte Ronaldo ja auch zur Admira wechseln, aber allein der Gedanke an diesen Transfer ist krank. Hosiner lebt ohnedies im Moment. "Und der ist schön genug."
Aufsteiger FC Admira hat am Sonntag in der Trenkwalder Arena (vulgo Südstadt) den Titelfavoriten Red Bull Salzburg 2:1 geschlagen, Hosiner erzielte beide Tore. Er hält nun bei sechs Treffern, dreimal scorte er gegen die Austria, einmal gegen Meister Sturm, beide Partien wurden mit 4:2 gewonnen. "Der Titel Schützenkönig und eine Einberufung ins Nationalteam sind keine Themen. Man soll es nicht übertreiben." Der Burgenländer gönnt Salzburg den Verbleib an der Spitze, mögen sie mit der knapp besseren Tordifferenz glücklich sein. "Das interessiert uns nicht, das wäre nur unnötiger Druck."
Hosiner versucht, den Lauf und die Leistungen der Admira zu erklären. "Wir sind eine Supertruppe, jeder kämpft für jeden, keiner lässt sich hängen. Spielzüge sind fast automatisiert, wir arbeiten hart, sind aggressiv und kommen schnell hinter den Ball. Der Einzelne stellt sich in den Dienst der Mannschaft und spielt nur das, was er kann." Als Musterbeispiel führt er den 34-jährigen Patrick Jezek an. "Unglaublich, wie er sich in seinem Alter zerreißt." Trainer Dietmar Kühbauer sei die Idealbesetzung, Hosiner sagt das nicht, "weil ich schleimen möchte. Ich spiele ja eh. Kühbauer stellt uns perfekt ein, er ist authentisch, redet keinen Blödsinn, weiß, worum es im Fußball geht."
Der Trainer stapelt seit Wochen tief, lässt die berühmte Kirche im beliebigen Dorf. Hosiner hält sich an die Vorgaben des Vereins. "Erst wenn die Verantwortlichen die Ziele in die Höhe schrauben, sagen wir etwas. Wir sind bescheiden, bleiben am Boden."
Die Karriere des Eisenstädters Hosiner begann wenig spektakulär beim SC Eisenstadt. Fußballerisch vorbelastet ist er nicht, der Vater chauffiert Postbusse, die Mutter arbeitet in einem Büro. "Sie haben mich immer unterstützt." 2006 übersiedelte er zu 1860 München, der Sprung von den Amateuren in die Kampfmannschaft blieb ihm verwehrt. "Von der vierten Liga in die zweite ist es sich nicht ausgegangen. Aber ich wurde dort erwachsener." Hosiner wechselte zum SV Sandhausen in die dritte deutsche Liga. Die Vienna meldete sich, und auf einmal war er in einer zweiten Leistungsstufe, in der österreichischen halt. Im Sommer wurde er zur Admira transferiert. "Und jetzt bin ich im Oberhaus." Schlüsselerlebnis? "Vielleicht das erste Tor gegen die Austria. Ein Stürmer braucht so einen Erfolg, danach wirkt alles einfacher. Obwohl der Fußball kompliziert bleibt. Ich habe generell eine positive Lebenseinstellung, vergesse Negatives rasch."
Der These, dass die Admira von den Schwächen der berühmten Konkurrenten profitiert, stimmt Hosiner maximal minimal zu. "Es liegt schon auch an uns. Aber der Unterschied zwischen der Ersten Liga und der Bundesliga war nicht so gewaltig. Es wird hier sogar weniger geholzt."
Am Samstag gastiert Rapid in der Südstadt. Hosiner stellt klar: "Wir dürfen nie sagen, dass wir Favorit sind. Rapid ist Rekordmeister und hat uns die einzige Niederlage zugefügt." Ziel könne nur sein, "mit erhobenem Haupt das Spielfeld zu verlassen". Das sei die Vorgabe der Verantwortlichen. "Daran halten wir uns. Es heißt ja nicht, dass sie uns den Sieg gegen Rapid verbieten." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 27. September 2011)