Wien - Braucht Österreich Digitalradio? Bei dieser Frage schieden sich am Dienstag bei den Österreichischen Medientagen die Geister heimischer Radiomacher. Geht es nach Albert Malli von Ö3 könnte Radio auch dauerhaft analog bleiben, denn er glaube weder, dass Digitalradio ein Erfolg werden könnte, noch, dass die Hörer mehr Vielfalt verlangen. Naturgemäß anders sahen das Florian Novak von Lounge FM sowie Johannes Trottberger vom Bayern Digital Radio, die davon ausgehen, die Hörer würden Vielfalt nicht nur verlangen sondern auch annehmen.

"Extreme Frequenz-Knappheit"

Im analogen Radio herrsche "extreme Frequenz-Knappheit", konstatierte Alfred Grinschgl von der Rundfunkregulierungsbehörde RTR. Mit der Einführung von Digitalradio könnte man ein Vielfaches an Radiosendern ermöglichen, so Grinschgl. Das hieße aber auch, dass ein deutlich größerer Wettbewerb unter den verschiedenen Sendern stattfinde und sich die Werbeerlöse dementsprechend dividieren, was naturgemäß auch den großen Sendern wie Ö3 oder Kronehit wehtun könnte.

"Lagerfeuer Radio"

Malli dürfte sich vor diesem Szenario indes nicht fürchten, da er ohnehin nicht an den Erfolg von Digitalradio glaubt. Dem Argument, mittels DAB+ werde es eine größere Sender-Vielfalt geben, hielt er entgegen: "Radio ist mehr denn je das Lagerfeuer, an dem wir uns alle versammeln. Ich glaube nicht, dass alle einen eigenen Radiosender wollen." Davon, dass die Österreicher bereit sind, ihre - meist zahlreichen - Radiogeräte auszutauschen, geht Malli ebenfalls nicht aus.

Einig ist er sich mit Rüdiger Landgraf von Kronehit, dass man vor einer eventuellen Einführung von DAB+, die Entwicklung in Deutschland beobachten muss, wo Digitalradio vor kurzem gestartet ist. "Wir werden hier nicht noch einmal vorhüpfen und auf die Nase fallen, wie beim Thema DVB-H", so Landgraf.

Mut zu DAB+

Novak appellierte hingegen an seine Berufskollegen, Mut zur Einführung von DAB+ zu zeigen. "Ich glaube, das Radio muss sich neu erfinden, um zu überleben" - die Einführung von Digitalradio würde hier eine gute Chance bieten. Als Zugpferd müssten neue Inhalte geschaffen werden, wie etwa ein Fußball-, ein Informations- oder ein Kinderradio, so dass DAB+ auf lange Sicht ein Erfolg werden und das analoge Radio ersetzen könne. (APA)