Diese Sätze sitzen, aber richtig. "Der Aktienmarkt ist fertig." "Die Regierungen sind nicht an der Macht, Goldman Sachs ist an der Macht." "Die Ersparnisse von Millionen von Menschen werden sich in Luft auflösen." Da sind den Kollegen von der britischen BBC erst einmal ganz schön die Kinnladen heruntergeklappt.
Der selbstständige Händler Alessio Rastani hat es seit Montagmittag, als er dem britischen Staatsfernsehen ein Interview gegeben hat, zu veritabler Berühmtheit im Internet geschafft. Das Video kursiert seitdem auf zahlreichen Social Media-Seiten. Warum? Weil Rastani sich kein Blatt vor den Mund nimmt und einmal seine Sicht der Dinge erklärt. Die ist zwar wenig rosig, aber dafür konkret.
Und sieht so aus: Die Märkte sind nicht nur am Boden, sie kommen von da auch nicht mehr zurück. Investoren interessieren sich keinen Deut, ob oder wie die Eurozone gerettet werden kann, sie wollen nur eines: Geld verdienen. Genau das will auch Rastani, er habe von einer neuerlichen Rezession geträumt, weil er da eben genau das machen kann: Geld verdienen. Jeder könne das machen, vorausgesetzt, man weiß wie.
Das hat gesessen, die Moderatoren der BBC sind auch ganz offensichtlich irgendetwas zwischen entsetzt und ungläubig. Hat der Herr das wirklich gerade gesagt? Ja, hat er. Und er redet auch weiter. Die Menschen sollten sich vorbereiten, in weniger als zwölf Monaten wird's alles andere als lustig. Die Ersparnisse gehen den Bach runter, die Märkte, wie gesagt, werden komplett crashen. Die Regierungen können tun so viel sie wollen, reden und diskutieren so viel sie wollen, das interessiert Investoren nicht, das interessiert Rastani nicht. Denn: Nicht die Regierungen sind an der Macht. Goldman Sachs regiert die Welt.
Postwendend wurde sehr bald angezweifelt, ob Rastani echt oder das ganze Interview nur ein Gag, der angebliche Trader möglicherweise Mitglied der Parodie-Gruppe "Yes Men" sei. In einem Interview mit Forbes jedenfalls versteht der gebürtige Londoner den Trubel um seine Aussagen gar nicht: "Ich hab keine Ahnung, warum ich damit so viel Aufsehen erregt habe. Ich dachte, das wüssten ohnehin alle." (Daniela Rom, derStandard.at, 27.9.2011)