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Anti-Obama-Demo in Hyderabad/Pakistan: Krise in den Beziehungen.

Foto: REUTERS/Akram Shahid

Islamabad/Neu-Delhi - Die Krise zwischen den USA und Pakistan verschärft sich. Trotz massiven Drucks Washingtons lehnte Pakistan es nun laut Medien ab, eine Offensive gegen das Haqqani-Netzwerk zu starten, eine der tödlichsten Taliban-Gruppen in der Krisenregion. Die USA haben für diesen Fall mit "eigenmächtigen Schritten" gegen die Militanten gedroht, ohne diese genauer zu definieren. Die Haqqanis sollen sich im pakistanischen Nord-Waziristan verstecken und von dort aus in Afghanistan zuschlagen. Der US-Geheimdienst CIA bombardiert das Gebiet bereits mit Drohnen.

Die Krise sei so ernst, dass viele fürchteten, sie könne "in einen militärischen Konflikt zwischen den Verbündeten" münden, warnte die renommierte Analystin Ayesha Siddiqa. Wie brisant die Lage ist, zeigte sich daran, dass Armeechef Ashfaq Kayani am Sonntag eine Krisensitzung der Militärkommandanten einberief, die mehr als sechs Stunden dauerte.

"Reelle Drohungen"

Pakistans Militär erklärte, es sei notwendig, den Konflikt zu entschärfen, weigerte sich aber, gegen die Haqqanis vorzugehen. Es hielt sich bedeckt, wie es auf einen US-Vorstoß in Nord-Waziristan reagieren würde. Regierungschef Yousaf Raza Gilani kontaktierte die Führer aller Parteien, um sie über "reelle Drohungen" gegen Pakistan zu informieren.

US-Generalstabschef Mike Mullen hatte Pakistans Geheimdienst ISI beschuldigt, die Haqqanis als "verlängerten Arm" zu benutzen, um Angriffe gegen die USA in Afghanistan auszuüben. Er lastete der Gruppe mehrere Attacken an, darunter den Angriff auf die US-Botschaft am 13. September, bei dem 25 Menschen starben, aber kein US-Bürger.

Pakistans Militär sieht das Netzwerk als wertvolle Verbündete an, um nach Abzug des Westens am Hindukusch Einfluss auszuüben. Dafür scheint Islamabad sogar in Kauf zu nehmen, dass die USA ihre Milliardenhilfen kürzen. Ein Feldzug gegen die Haqqanis wäre für Pakistan zudem hochriskant, weil es Racheanschläge provozieren würde. Pakistans Außenministerin Hina Rabbani Khar wies darauf hin, dass die CIA das Netzwerk über Jahre im Kampf gegen die Russen aufgebaut habe.

Im Kabuler Ariana-Hotel, das die CIA beherbergt, kam es zu einer Schießerei. Ein Amerikaner und ein Afghane starben. Hintergründe blieben zunächst unklar. (Christine Möllhoff, STANDARD-Printausgabe, 28.9.2011)