Dubai/Wien - Der in Dubai wegen Mordes angeklagte Arzt Eugen A. kehrt heute, Mittwoch, überraschend nach Österreich zurück, gab Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) bekannt. Grund für die vorübergehende Ausreiseerlaubnis ist die schwere Erkrankung der Frau des Mediziners.
Der Prozess gegen den Mediziner wird am 16. Oktober fortgesetzt. "Vom Außenministerium gibt es keine Garantie, dass Eugen A. wieder nach Dubai zurückkehrt", erklärte Spindelegger-Sprecher Alexander Schallenberg. Die Justizbehörde in Dubai hatte im Vorfeld eine Bürgschaft von Österreich verlangt, Eugen A. für den Prozess wieder auszuliefern. Das konnte aus rechtlichen Gründen nicht garantiert werden, weil die Republik keine Staatsbürger ausliefern darf. Eugen A. hatte jedoch selbst immer wieder betont, dass er seine Schuldlosigkeit beweisen möchte.
Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung
"Es hat schlussendlich bei allen Entscheidungsträgern Verständnis für die schwierige humanitäre Situation gegeben", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal. Der Prozess gegen den Intensivmediziner war Mitte Juli eröffnet worden. Der jüngste Verhandlungstermin fand am vergangenen Sonntag statt.
Die Anklage beschuldigt den Oberösterreicher und einen indischen Kollegen, einen querschnittgelähmten Patienten im Februar 2009 durch Unterlassung von Hilfeleistung und eine hohe Dosis Opiate getötet zu haben. Der 50-Jährige soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll.
Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt. Laut Eugen A. war der Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren. Dieser verstarb um 3.30 Uhr. "Ich war zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus", sagte A. Während der österreichische Mediziner von seinem jetzigen Arbeitgeber im Al Ain Hospital suspendiert wurde, darf der mitangeklagte Inder laut Eugen A. weiter im Rashid Hospital Dienst versehen. (APA, frei, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2011)