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Die Griechen sollten den Euro aufgeben, sagt er und erklärt auch, warum er sich offen gegen die FDP-Spitze stellt.

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STANDARD: Warum werden Sie am Donnerstag im deutschen Bundestag nicht für die Ausweitung des Eurorettungsschirms stimmen?

Frank Schäffler: Weil der Rettungsschirm ein Brandbeschleuniger ist, aber das Problem nicht löst. Er nimmt Druck von anderen Staaten wie Griechenland und Spanien, ihre Haushalte zu konsolidieren. Man will damit nur Zeit gewinnen, aber die haben wir längst nicht mehr. Man muss endlich einsehen: Die Griechen sind nicht zu retten, nicht jetzt, nicht in drei, nicht in zehn Jahren.

STANDARD: Wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?

Schäffler: Die Griechen müssen zwei Dinge tun: Aus dem Euro austreten, denn wenn sie drinnen bleiben, haben sie keine Chance, wieder wettbewerbsfähig zu werden. Dann müssen sich die Gläubiger zusammensetzen und über eine Umschuldung beraten. Dabei kommt natürlich der Europäischen Zentralbank eine entscheidende Rolle zu.

STANDARD: Kanzlerin Angela Merkel will davon nichts wissen. Sie fürchtet einen Dominoeffekt.

Schäffler: Das Gegenteil wird der Fall sein. Wenn klar ist, dass die Schulden nicht mehr solidarisiert werden, sondern die Gläubiger dafür aufkommen, dann wird das einen großen Lerneffekt haben, die Situation nicht wieder so weit kommen zu lassen.

STANDARD: Fanden Sie es gut, dass Ihr Parteichef Philipp Rösler kurz vor der Berlin-Wahl eine Insolvenz Griechenlands ins Spiel brachte?

Schäffler: Grundsätzlich hat Rösler das Richtige gesagt, aber leider um ein halbes Jahr zu spät. So kurz vor der Wahl wirkte es wie ein taktisches Manöver. Auch hat er die Idee nicht ausführlich genug skizziert. Das ist ein Grundproblem der FDP: Dass Reden und Handeln nicht im Einklang stehen.

STANDARD: Sie sammeln gerade Unterschriften, um einen FDP-Mitgliederentscheid über den Dauerrettungsschirm ESM einzuleiten. Diesen Schirm lehnen Sie ebenfalls ab. Warum stellen Sie sich der eigenen Parteiführung in den Weg?

Schäffler: Die Unterstützung für meinen Kurs wird immer größer. Von 3300 erforderlichen Unterschriften habe ich bereits 3000 eingesammelt. Am Anfang haben viele in der FDP der Parteiführung einfach vertraut. Jetzt merken sie, dass die Versprechen nicht gehalten werden, dass immer mehr Hilfen nötig sind. Und niemand kann sagen, was jetzt noch kommt. Ich bin überzeugt: Die Tinte für die Unterschrift zur Erweiterung des EFSF wird noch nicht trocken sein, da werden wir schon über eine Ausweitung diskutieren.

STANDARD: Sind Sie Euroskeptiker?

Schäffler: Ganz und gar nicht. Ich bin Eurorealist. Ich möchte, dass die EU-Politik in der Tradition von Otto Graf Lambsdorff und Burkhard Hirsch fortgeführt wird. Das bedeutet, dass rechtsstaatliche Regeln eingehalten werden und kein kollektiver Rechtsbruch stattfindet. Es geht nicht, dass man zuerst die Regeln bricht und dann nach Solidarität ruft. Das wäre, als würde jemand bei Rot über die Straße fahren, und die anderen müssen die Strafe zahlen.

STANDARD: Setzen Sie mit Ihrer Initiative die Koalition aufs Spiel?

Schäffler: Nein. Die Skepsis gibt es ja nicht nur in der FDP, sondern auch in anderen Fraktionen. Wir müssen diese Bedenken ernst nehmen. Ich halte auch nichts von den Drohgebärden bezüglich Neuwahlen. CDU/CSU und FDP haben kein Interesse daran, sie sind auf Gedeih und Verderb aneinander gebunden und sollten sehen, dass sie in der Sache vorankommen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2011)