London/Wien - Das Gaspipeline-Projekt Nabucco unter Federführung der OMV bekommt beim Wettrennen um die Gasquellen in der kaspischen Region Konkurrenz vom britischen Energieriesen BP. Der britische Konzern will Gas aus Aserbaidschan über Ungarn nach Österreich bringen - mit dem Pipeline-Projekt "South-East Europe". Dazu soll neben bestehender Infrastruktur auch eine 1300 Kilometer lange Pipeline gebaut werden.
Die Gasleitung soll von der Westtürkei über Bulgarien nach Rumänien bis an die Grenze Ungarns führen, berichtete die Financial Times am Dienstag. Dieses neue Pipeline-Teilstück soll den Gas-Transport aus dem kaspischen Erdgasfeld Schah-Deniz nach Europa ermöglichen.
Im gleichnamigen Konsortium sitzt auch BP mit sechs anderen Unternehmen, darunter der staatliche aserbaidschanische Konzern Socar. Bis zum Jahresende will das Konsortium eine Entscheidung fällen, wie das Gas aus der kaspischen Region nach Europa gebracht werden soll.
Ringen um Gasmengen
Um das Gas aus der kaspischen Region rittern nicht nur die milliardenschweren Großprojekte Nabucco und South Stream des russischen Gasriesen Gazprom, auch zwei kleinere Projekte wollen die Gasquellen aus der Kaspischen Region anzapfen: Der Interkonnektor Türkei-Griechenland-Italien (ITGI), hinter dem das italienische Energieunternehmen Edison steht, sowie die Transadria-Pipeline (TAP), die unter anderem von der norwegischen Stratoil geplant wird.
Beim seit Jahren geplanten Gasprojekt Nabucco hat es zuletzt kaum Bewegung gegeben: OMV-Chef Gerhard Roiss wollte sich bei der Präsentation der neuen Konzern-Strategie vergangene Woche in Istanbul nicht auf Details festlegen - es sei nur wichtig, dass Nabucco gebaut werde, in welchem Jahr sei aber nicht entscheidend.
Bis eine Entscheidung gefällt werde, müssten noch zahlreiche Zwischenschritte gegangen werden, sagte Roiss. Nabucco-Geschäftsführer Reinhard Mitschek hatte zuletzt eine Investitionsentscheidung für 2012 angekündigt, um den Bau 2013 in Angriff nehmen zu können. 2017 soll dann erstes Gas fließen, im Vollausbau 31 Mrd. m³ pro Jahr. (APA, stro, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2011)