Vor 21 Jahren wurde The Black Rider uraufgeführt und als "Geniestreich" bejubelt. Robert Wilsons Bühnen- und Regieleistung gilt gemeinsam mit Tom Waits' düsteren Songs und William S. Burroughs' drogengetränktem, teils autobiografischem Libretto als Gesamtkunstwerk, dessen Inhalt sich an der deutschen Volkssage vom Schwarzen Reiter anlehnt.
Wilson/Waits/Burroughs haben einen verschrobenen Blick auf die deutsche Wald-und-Wiesen-Romantik geworfen - die Linzer Inszenierung wirft einen sehr schrillen zurück. Mark Becker verpflanzt das Stück in die Schlagerwelt. Schablonenhaft singt und tanzt man mit Waltraut-Haas- oder Rex-Gildo-Frisur, man trägt 70er-Jahre-Trachtenanzüge oder feuert das in der Tat wunderbare Kammerorchester mit Bierzeltsprüchen an - Dauergrinsen inklusive. Auch wenn sowohl Bühne (Peter Engel) als auch Inszenierung mit manchen überraschenden Elementen aufwarten - so viel Spaß muss eigentlich gar nicht sein.
Käthchen (Angela Smigoc) hat sich verliebt - in Wilhelm (Markus Subramaniam), der aber dem elterlichen Anforderungsprofil als Jäger nicht entspricht. Also nimmt er das Angebot des teuflischen Stelzfuß an. Reinhold G. Moritz fegt im weißen Anzug durch das Stück - aber weniger als Verführer denn als Entertainer. Stelzfuß' "Magic Bullets" jedenfalls verfehlen nie ihr Ziel. Angefixt von der Aussicht auf Liebe, Erfolg und Käthchen wird Wilhelm schnell zum Freikugeljunkie. Stelzfuß aber gibt es nicht gratis. Da ein "Teufelspakt stets ein Narrenpakt" ist, endet es fatal. (wkh, DER STANDARD/Printausgabe 28.9.2011)