Odeontanz 3 zeigt 14 ausgewählte Beispiele vor allem aus dem aktuellen österreichischen Gegenwartstanz. Special Guest ist dabei die Rikud Netto Dance Group aus Tel Aviv mit Miniatures von Tirza Sapir, einer Reihe kurzer Tanzstücke, die mithilfe einer speziellen Tanzschrift - die ähnlich funktioniert wie die Notenschrift in der Musik - für ein "Körperorchester" erstellt wurden.
Mit einer Tänzerin aus Israel, Jasmin Avissar, und einem palästinensischen Künstler arbeitet Boris Nebyla in dem Trio Crossings, das die Kraft und Schwächen zwischenmenschlicher und interkultureller Kommunikation beleuchtet. Der aus China stammende Choreograf Jianan Qu steckt für sein Solo Ink in der Tinte, und Lina Maria Venegas, Österreicherin aus Kolumbien, bewegt sieben Figuren Here and/or there in eine Auseinandersetzung um die Gefühlsebenen von Migration und Interkulturalität.
Ein austriakisches Kuriosum aus den "Migrationen" in hochkolonialistischen Zeiten war Angelo Soliman. Bert Gstettner und sein Tanz*Hotel haben das Schicksal des im 18. Jahrhundert post mortem ausgestopften "hochfürstlichen Mohren" im Haus Liechtenstein bereits 1996 zu einem Stück verarbeitet. Nun geht Gstettner das Thema mit völlig neuem Konzept und spannender Besetzung wieder an.
Den Beginn bei Odeontanz macht Festivalkuratorin und Choreografin Rose Breuss am 29. September mit ihrem neuen Stück Orpheus Augenblick, in dem es um das Dilemma eines Untrennbaren geht, das nie wirklich zusammenfindet. Es tanzt die Cie. Off Verticality zur Musik von Clay McMillan. (ploe, DER STANDARD/Printausgabe 28.9.2011)