Am vergangenen Freitag kam ich von einem längeren Auslandsaufenthalt nach Wien zurück. Ich war von Informationen über Österreich eine Zeit lang abgeschnitten gewesen und las am Samstag mit großem Interesse die STANDARD-Ausgaben der letzten Woche - eine in mehrfacher Hinsicht erhellende Erfahrung:

Zunächst fiel mein Blick auf den pointierten Kommentar meines Kollegen Josef Aigner zum Thema Studiengebühren (22.9.), dem ich in vielen Punkten zustimmen kann, insbesondere was seine Kritik an der rot-grünen Abwehrhaltung gegenüber Minister Töchterle betrifft. Zumal dessen Ankündigung, den Unis die Einhebung einer Studiengebühr von bis zu 500 Euro - eingebettet in ein Stipendienmodell - zu ermöglichen, der einzige konkrete Vorschlag zur Verbesserung der finanziellen Situation der Unis ist, von dem ich in den letzten Monaten gehört/gelesen habe. - Unwillkürlich musste ich mich dabei an das vollmundig vorgetragene Statement von Laura Rudas erinnern, die am 17. August in ihrer Funktion als Bundesgeschäftsführerin der SPÖ im ZiB-2-Interview betont hatte, dass aus Sicht der SPÖ die Zahl der Studierenden weiter steigen müsse, zugleich aber kein Sterbenswörtchen darüber verlor, welche Mittel die Unis künftig erhalten sollten, um diesen zusätzlichen Ansturm zu bewältigen. 

Dann war da aber noch ein zweite Auffälligkeit in dieser Berichtswoche: eine schier nicht enden wollende Serie von Artikeln und Statements, die sich damit befassten, in welcher Weise öffentliche Gelder allem Anschein nach mit vollen Händen für Werbekampagnen, Lobbyisten- und Beratungstätigkeiten und andere "Leistungen" ausgegeben wurden, ohne dass der Öffentlichkeit dargelegt werden kann, was der Inhalt dieser Leistungen war.

Wir blättern kurz zurück und lernen: Während sich die Universitäten an klaren Parametern zu orientieren haben, von deren Erfüllung es abhängt, in welchem Ausmaß sie Jahr für Jahr mehr oder weniger unterfinanziert werden, scheinen solche Parameter gänzlich verzichtbar zu sein, wenn etwa Werbeeinschaltungen in Millionenhöhe in Printmedien finanziert und Fantasie-Honorare an Lobbyisten oder Berater ausbezahlt werden.

Nun ist externe Unterstützung in vielen Fällen durchaus geboten und angemessen zu bezahlen, wenn Leistungen professionell erbracht werden. Wenn allerdings in Zeiten, in denen so mancher Forschungsförderungsfond beständig gegen rücklaufende Zuwendungen kämpfen muss, ein Kärntner Steuerberater von seinem Landeshauptmann gefragt wird, ob er mit 12 oder sechs Millionen für eine Leistung zufrieden ist, die offenbar nur 200.000 Euro wert war (STANDARD, 24.9.) ist dies - gelinde gesagt - verblüffend. Und ebenso wenig erschließt sich dem erstaunten Leser, weshalb es der Aufsichtsrat der Rail Cargo Austria (RCA) für angebracht erachtete, dem RCA-Vorstand die Möglichkeit einzuräumen, an Hochegger.com bis zu 120.000 Euro in Verbindung mit der Abhaltung einer Pressekonferenz auszubezahlen (STANDARD 23.9.).

Ich beschloss meine Wochenendlektüre mit einem kleinen Gedankenspiel: Wie würden sich Kanzler Faymann, Vizekanzler Spindelegger oder Verkehrsministerin Bures wohl verhalten, wenn die Universitäten (1) ihre Mitarbeiter weit vor dem Erreichen des 65. Lebensjahres im großen Stil in die Pension schickten, (2) ihren Budgetrahmen in dem Ausmaß überschritten, wie es im Fall der ÖBB gang und gäbe ist, und dann (3) - etwa anlässlich der Einführung einer neuen Studienordnung - eine Pressekonferenz einberiefen, zu deren Vorbereitung sie externe Berater heranzöge, um deren Dienste mit wohlfeilen 150.000 Euro zu honorieren...?(Wilfried Datler, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2011)