Was die ÖVP für Wien, ist die SPÖ für Graz: Wie es scheint, zwei ähnlich gelagerte Auslaufmodelle. Beide ringen um eine politische Daseinsberechtigung. Polit-Oldie Erhard Busek meinte kürzlich, dass die Wiener ÖVP - ein "Selbsterhaltungsverein aus Mittelbänklern"- in Auflösung begriffen sei. Das trifft durchaus auch auf die Grazer SPÖ zu. Die ehemals tonangebende Bürgermeisterpartei hat seit 2008 sieben Parteivorsitzende und das Vertrauen vieler ihrer Wähler aufgebraucht. Die Stadtpartei ist auf dem besten Weg, hinter ÖVP, Grüne, KPÖ und FPÖ auf den fünften Platz runterzurasseln.

Eine schwere Mitverantwortung für die jetzigen Chaostage in der Grazer SPÖ trägt Landesparteichef Franz Voves. Er hatte den politisch völlig unerfahrenen Chef der Grazer Forschungsstätte Joanneum Research, Edmund Müller, gegen den Willen der Grazer Roten installiert. Ohne ihn auf das Minenfeld vorzubereiten. Als er sah, wie schwer sich Müller tat, gab er ihn kürzlich via ORF-Interview mit dem Hinweis, er habe sich von seinem Schützling mehr erwartet, "zum Abschuss" frei. Momentan weiß niemand, ob diese Grazer SPÖ überhaupt nötig ist. Sämtliche SPÖ-Themen wie Soziales oder Wohnen sind längst von den anderen Parteien - ob Grüne oder KPÖ - absorbiert worden.

Für Müller bleibt die wohl bittere Erfahrung, wie sie der deutsche CSU-Chef Horst Seehofer vor Monaten formuliert hatte: "Politische Ämter sind zuweilen mörderisch. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2011)