Offiziell läuft die Frist zum Verkauf von ATB Antriebstechnik, Kraftwerk Voitsberg und Kupferhütte Brixlegg am Freitag ab. Ein Hintertürchen für Blitzkäufer ist bei Treuhänder Matthias Schmidt aber noch offen.
Wien - Wenn es schlecht läuft, bleibt Mirko Kovats nicht einmal Emco. Und derzeit läuft es schlecht. Der Mischkonzern A-Tec-Industries steuert nach dem Absprung des Fonds Solstice (mit dem pakistanischen Milliardär Alshair Fiyaz im Hintergrund), der die Kupferhütte Brixlegg um rund 90 Millionen Euro kaufen sollte, auf einen Abverkauf aus der Konkursmasse zu.
Taucht in den nächsten Stunden kein neuer Käufer auf - die A-Tec-Führung verhandelt wieder mit dem tschechisch-slowakischen Fonds Penta -, wird Treuhänder Matthias Schmidt wieder zum Insolvenzverwalter und A-Tec ein Konkursabverkauf.
Um Fragen wie diese drehte sich die außerordentliche A-Tec-Hauptversammlung am Mittwoch in Wien. Mangels neuem Käufer musste Kovats den Antrag des Vorstands auf Zustimmung zum Verkauf von ATB Antriebstechnik, Montanwerke Brixlegg und dem Kraftwerk Voitsberg zurückziehen. Mangels Verhandlungsergebnis konnte er auch keine neue Verkaufsermächtigung - sie wäre quasi ein Vorratsbeschluss gewesen - beantragen.
Also versuchten die versammelten Aktionäre A-Tec-Vorstand und Aufsichtsrat sowie deren Rechtsvertreter zu löchern oder zumindest ihrem Ärger Luft zu machen. "Schuld" an dem Debakel, das war aus den knappen wie harschen Stellungnahmen der A-Tec-Führung klar herauszuhören, ist Penta. Hätte dieser Investor gegen den Abverkauf über die - von Kovats zwischengeschaltete - "Strukturierungsgesellschaft" Contor nicht geklagt, wäre A-Tec wohl kräftig geschrumpft, aber überlebensfähig. Die Unterlassungsklage, de facto ein von Penta erwirktes Veräußerungsverbot, habe aber alles durchkreuzt.
Zu Kreuze kriechen
Nun müssen Kovats und sein Finanzvorstand Franz Fehringer bei Penta zu Kreuze kriechen. Nehmen ihm die Tschechen Brixlegg doch noch ab, besteht theoretisch eine Minichance, das von Kovats favorisierte Ziel einer aus dem Salzburger Werkzeugmaschinenbauer Emco bestehende Rumpf-A-Tec zu erhalten. Für die Zahlungsfrist an die Anleihengläubiger - ihnen wurden bis 30. September 47 Prozent Quote oder 210 Millionen Euro versprochen - ist das zwar zu spät. Treuhänder Schmidt, er fungiert nach dem Scheitern des Sanierungsplans wieder als Insolvenzverwalter, hat aber quasi noch zwei Wochen Nachfrist im Talon, in der ein Deal gelingen könnte.
Penta betonte einmal mehr, der Verkauf sei natürlich nicht an ihrer Klage gescheitert. "Das ist die falsche Interpretation. Es ist irreführend und nicht wahr", sagte ein Penta-Sprecher. Der Ausgang der Gespräche sei offen. Die Kritik, ihr Angebot für A-Tec wäre bis auf 20 Mio. Euro fremdfinanziert gewesen und hätte somit einen extrem hohen, operativ kaum stemmbaren Zinsendienst verursacht, der zwangsläufig Abverkauf bedeutet hätte, kommentierte Penta nicht.
Zweckoptimismus
Wie jeder größeren Vermögensveräußerung müsste einer Kurzfristlösung wieder eine Hauptversammlung zustimmen, was aufgrund der Fristen mindestens 21 Tage dauert. Man sei in Verhandlungen mit der Penta und wolle demnächst eine Hauptversammlung ausschreiben, gab sich Kovats zweckoptimistisch. "Wir verhandeln rund um die Uhr."
Nach einer Stunde war die Prozedur vorbei und A-Tec-Aufsichtsratschef Freimut Dobretsberger (war vor vielen Jahren Chef der Postsparkasse) löste die Aktionärsversammlung gegen 12 Uhr auf und bat zum Buffet. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.9.2011)