Bild nicht mehr verfügbar.

Peter Kropsch (APA), Eugen Russ (Vorarlberger Medienhaus), Wolfgang Bretschko (Styria Media Group), Stefanie Hauer (Zeitverlag), Michael Grabner (Michael Grabner Media), Mathias Müller von Blumencron (Spiegel), Thomas Kralinger (Kurier) und Hans Georg Gasser (Wirtschaftsblatt) am Mittwoch, 28. September 2011, während einer Diskussion mit dem Thema 'Mut zur Diversifikation' im Rahmen der Österreichischen Medientage in der Stadthalle Wien.

Foto: APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Mit Printprodukten bzw. Nachrichten allein können Verlagshäuser und Nachrichtenagenturen heute kaum noch überleben. Darüber, dass es Diversifikation "entlang der Kernkompetenzen" braucht, waren sich daher österreichische und deutsche Medienmanager bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Österreichischen Medientage einig. Unterschiedlicher Meinung waren die Verleger allerdings bei der Frage, ob sich mit Paid Content im Internet künftig Geld verdienen lasse.

Dass General-Interest-Verlage ihre Inhalte im Internet erfolgreich kostenpflichtig vermarkten können, glaubt Stefanie Hauer von der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" nicht. "Ich sehe bei den allermeisten Verlagen und auch bei uns keine Chance auf Paid Content", so Hauer. Auch "Spiegel"-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron denkt "nicht im Traum daran 'Spiegel'-Online zu bepreisen" und das, obwohl beim "Spiegel" 150 Menschen für die Online-Ausgabe arbeiten.

Anders bewerten das Styria-Vorstand Wolfgang Bretschko und "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger. Bretschko ist "davon überzeugt, dass wir mit unseren Inhalten im Web Geld verdienen können, in Form von Paid Content." Er hofft auf die Zugkraft der starken Marken: Die Kombination aus starker Marke und journalistischen Inhalten lasse sich verkaufen, unabhängig ob der Leser dies in gedruckter Form oder online nutze. Etwas zurückhaltender gab sich Kralinger, der einwendete, dass kostenpflichtige Online-Nachrichten schwierig umzusetzen seien, solange etwa der ORF Nachrichten im Web gratis anbiete. Er glaubt aber daran, dass man etwa für die Selektion und Zusammenstellung von Inhalten Geld verlangen kann.

Serviceangebote

Eugen Russ vom Vorarlberger Medienhaus geht davon aus, dass das Internet, wie wir es heute kennen, in zwei bis drei Jahren "ziemlich tot sein wird" und alles nur noch mobile sein wird. "Es geht daher darum, dass alles, was wir heute im Web machen auch mobile funktioniert und ich glaube nicht daran, dass wir in der mobilen Welt mit Inhalten Geld verdienen können." Vielmehr müsse man News in zusätzliche Serviceangebote einbetten, wie beispielsweise aktuelle Wetter-Infos oder eine Restaurant-Suchmaschine. "Dass wir uns mit unseren Inhalten derart von den Mitbewerbern unterscheiden können, dass wir sie bepreisen können, glaube ich nicht", so Russ.

Anders ist die Situation für Special-Interest-Verlage. Hans Gasser, Vorstandsvorsitzender des "WirtschaftsBlatts", ist sich "sicher, dass Paid Content Erfolg haben wird". So hätte etwa das "WirtschaftsBlatt" mit der Verschlüsselung von Online-Inhalten keine sinkenden Reichweiten verbuchen müssen, sondern könne im Gegenteil immer mehr Abonnenten gewinnen. Grundsätzlich gelte es aber, sich "noch mehr auf die Qualität der Inhalte zu konzentrieren, damit der Kunde, der dafür zahlen soll, auch weiß, warum", so Gasser.

Darin, dass Zeitungs-Apps kostenpflichtig sein müssen, waren sich die Diskutanten einig. Russ brachte das folgendermaßen auf den Punkt: "Die Leute sind seit Jahrzehnten gewohnt, für Inhalte zu zahlen, das heißt: Egal wo 'Vorarlberger Nachrichten' drauf steht, muss bezahlt werden, sei das mobile oder im Print."

Neue Geschäftsfelder

Über den Verkauf von Informationen hinaus müssen sich die Verlage heute auch auf neue Geschäftsfelder konzentrieren. Das gilt in besonderem Maß für Nachrichtenagenturen, so APA-Geschäftsführer Peter Kropsch: "Wenn man sich nicht neue Geschäftsfelder aufbaut, ist man als Nachrichtenagentur nicht lebensfähig. Vom Verkauf von Inhalten an Medienunternehmen kann eine Agentur nicht leben. Das ist weltweit so." Bei der APA stehe nur noch etwa die Hälfte des Konzernumsatzes in einem Zusammenhang mit redaktionellen Inhalten. Jüngster Vorstoß der APA in Sachen Diversifikation ist der erste gemeinsame virtuelle Zeitungsstand für heimische Kaufzeitungen und -magazine, der von der APA technisch entwickelt wurde und im Oktober starten soll.

Für die Verlagshäuser gilt es, sich entlang ihrer Kernkompetenzen zu diversifizieren, sagte Styria-Vorstand Bretschko. Bei Red Mail und dem Versuch mit der Styria-Zustellertochter die "rote Post" Österreichs zu werden, habe man sich beispielsweise zu weit von den Kernkompetenzen entfernt, was nicht funktioniert habe. In dem Fall brauche es Mut, einen Versuch auch wieder zu beenden, denn es sei "viel leichter, etwas zu beginnen, als aufzuhören", so Bretschko. (APA)