Belgrad  - Der serbische Innenminister Ivica Dacic hat vor der Gay-Pride-Parade in Belgrad am kommenden Sonntag an die VeranstalterInnen und internationale Organisationen appelliert, Hilfe bei der Ausrüstung der Polizei zu leisten. Dies berichtete am Mittwoch die Tageszeitung "Blic". Die Unabhängige Polizeigewerkschaft teilte mit, dass die Polizei im Fall gewaltsamer Proteste nur die nötige Ausrüstung für 2.300 OrdnungshüterInnen besitze. Bei der Parade sollen wie im Vorjahr rund 5.000 PolizistInnen im Einsatz sein.

Polizei gegen Parade

Unmut gegen die Veranstaltung gibt es in Serbien auch innerhalb der Polizei. Momcilo Vidojevic, Chef einer Polizeigewerkschafterfraktion, appellierte an die VeranstalterInnen, die Parade abzusagen. Seiner Darstellung nach würden GegnerInnen in diesem Jahr Proteste in mehreren Belgrader Vororten planen, was den Polizeieinsatz erschwere. Vidojevic forderte seine KollegInnen laut Medienberichten auf, sich am Wochenende krankzumelden.

Mehrere Gegendemos angemeldet

Mehrere nationalistische Organisationen haben für das kommende Wochenende Kundgebungen in Belgrad angekündigt. Die nationalkonservative Organisation "Dveri" (Tor) will - wie im Vorjahr - am Samstag einen "Familienmarsch" veranstalten. Die Organisation "Obraz" (Antlitz) lud ihre AnhängerInnen zu einem "Gebetsmarsch" am Sonntag ein. Er soll gleichzeitig wie die Homosexuellenparade stattfinden. GegnerInnen der Parade haben Kundgebungen in Nis und Jagodina im Landesinneren Serbiens einberufen. In Belgrad werden am Wochenende zeitgleich auch Protestmärsche von Serbisch-Orthodoxen zur Kosovo-Frage stattfinden.

Bei der letztjährigen Parade von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in Serbien war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit GegnerInnen gekommen. Dutzende Polizisten wurden verletzt. Die Regenbogen-Parade selbst verlief problemlos.

EU-Kommission is watching you

Die diesjährige Parade findet nur wenige Tage vor dem Erscheinen eines neuen Fortschrittsberichtes der EU-Kommission statt. Belgrad erwartet, dass dieser die Empfehlung erhalten wird, Serbien den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu gewähren. Mehrere führende serbische Politiker, darunter der Belgrader Dragan Djilas, haben sich in den vergangenen Wochen öffentlich gegen die Abhaltung der Parade ausgesprochen. (APA)